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Einige Träger der deutschen Kultur Brünns
Das Brünner Deutschtum hat bedeutende Persönlichkeiten auf fast allen Gebieten von Kunst und Wissenschaft hervorgebracht. Sie sind ein Teil des kulturellen Wirkens der Deutschen im Osten. Einige von ihnen wollen wir in Stichworten vorstellen:
Botaniker:
Gregor Mendel, geb.
1822 in Heinzendorf; Abt des Augustinerklosters zu Altbrünn und Forscher,
Begründer der Vererbungslehre.
Zu seiner Person befindet sich unter Berühmte
deutsche Bürger Brünns ein ausführlicher Artikel in Langfassung
und Kurzfassung
Prof. Dr. phil. Hans Molisch,
geb. 1856 Brünn; Professor und Hofrat in Wien und an der japanischen
Universität Sendai, zwei Weltreisen, Forschungen in USA und Indien.
Prof. Dr. phil. Oswald Richter, geb. 1878; Professor an der Deutschen Technischen Hochschule (DTH) Brünn für Botanik, Mykologie, Pflanzenphysiologie, Pflanzenpathologie und pathologische Pflanzenanatomie, Mikrochemie, Bakteriologie, Photochemie.
Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Straka, geb. 1920 Brünn; Direktor des Botanischen Instituts der Universität Kiel; Pollenanalysen, Fruchtmorphologie und Geobotanik; Forschungen in der Eitel, Madagaskar, Maskarenen, Mexiko und Südafrika.
Chemiker:
Prof. Dr. Franz Ritter von Soxhlet, geb. 1848 Brünn; Professor an der TH München; Erfindungen: Apparat zur Herstellung sterilisierter Milch für Säuglinge, Raffination ohne Knochenmehl, Patent für den kristallisierten Stärkezucker, Apparat zur kontinuierlichen Extraktion eines Stoffes im Laboratorium, 1891 Königlicher Geheimer Rat, 1894 Ehrendoktor der Uni Halle.
Dr. techn. Fritz Stastny, geb. 1908 Brünn; Technologie natürlicher und synthetischer Kautschukprodukte (bei Semperit Gummiwerke AG), 1939 bei IG Farbenindustrie (spätere BASF), nach 1945 Entwicklung eines Treibmittels zur Herstellung von Schaumstoff-Polystyrol STYROPOR; Entwicklung des Polyethylen-Schaumstoffes NEOPOLEN; Ehrung mit Diesel-Medaille in Gold.
Ingenieure:
Prof. Dr. Ernst Mach, geb. 1838 Chirlitz bei Brünn, Lehrtätigkeit an der Universität Graz, Prag und Wien; Physiker, Philosoph und Psychologe. Widerlegte Newtons Mechanik, erforschte u.a. die Abhängigkeit der Schallwellenfrequenz von der Bewegung der Schallwelle, entdeckte die nach ihm benannten Machschen Wellen; Machzahl in der Fluggeschwindigkeit.
Prof. Dr. techn. habil. Viktor Kaplan, geb. 1876 Mürzzuschlag/Steiermark; Professor für Maschinenlehre und Kinematik an der DTH Brünn; Erfinder der nach ihm benannten Kaplan-lürbine für niedrige Gefällstufen und wechselnde Abflußmengen (Flußkraftwerke).
Prof. Dr. techn. Alfred Hawranek, geb. 1878 Brünn; Lehrstuhl für Brücken- und Stahlhochbau an der DTH Brünn; Schwingungen von Brücken, Bewegliche Brükken, 1926/28 Konstruktion der zweigeschossigen Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Dnjepr bei Dnjepropetrowsk.
Dr. Ing. h.c. Gustav Lindenthal, geb. 1850 Brünn; bedeutendster Brückenbauer seiner Zeit in den USA; Brücken in Philadelphia, Chicago, Ohio, Pittsburgh, Niagara-Fälle, Pennsylvania, West-Virginia, Illinois und New York (Hellgate-Eisenbahnbrücke über den East-River).
Mathematiker und Philosoph:
Kurt Gödel, geb. am 28.April 1906 in Brünn. Zu seiner Person befindet sich unter „Berühmte deutsche Bürger Brünns“ ein ausführlicher Artikel in Langfassung und Kurzfassung.
Christian d'Elvert, geb. 1803 Brünn; Stadterweiterung, Schulen, Waisenhäuser, Wasserleitung, Interimstheater; Qeschichtsschreibung Mährens, Historische Literaturgeschichte von Mähren und Osterreichisch-Schlesien. Vom Kaiser 1861 in den Ritterstand erhoben, Denkmal auf dem Spielberg.
Gustav Winterholler, geb. 1833 Brünn; Bürgermeister von 1880-1894. Förderung des Schulwesens, Trinkwasseranlage, Zentralfriedhof, Dampftramway, Neubau Stadttheater. 1882 Ehrenbürger, Denkmal auf dem Glacis; Platzname "Winterhollerplatz".
Dr. August Ritter von Wieser, geb. 1847 Brünn; Bürgermeister von 1894-1916. Entwickelte Brünn zur modernen Großstadt; Förderung aller kommunalen Einrichtungen, neue Wasserleitung, Straßenbahn, Elektrizitätswerk, Alters-, Witwen- und Waisenversorgung. 1904 Ehrenbürgerrecht; Straßenname "Wiesergasse".
Zu diesen und weiteren deutschen Bürgermeistern von Brünn siehe Die deutschen Bürgermeister Brünns
Julius Ritter von Gomperz, geb. 1824 Brünn; in Tuchfabrik L. Auspitz Enkel tätig, Politiker, 1861 Landtagsabgeordneter, 1892 Mitglied des Herrenhauses im österr. Reichsrat, Vorstand der Brünner Börse, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde, Mitbegründer des Mährischen Gewerbevereins.
Philipp Schöller mit Schwiegersohn Carl Mühlinghaus; führende Feintuchfabrik "Gebr. Schöller", eine von über 40 deutschen Textilfabriken.
Hubert Soxhlet , geb.1772 in Montjoie (heute Monschau) gründete im Jahr 1823 in Brünn die erste Lohnspinnerei von größerer Bedeutung, das Spinn-Etablissement „H.F. & E. Soxhlet.“ Sein Sohn Felix Soxhlet, leitete mit seinem Bruder Eugen Soxhlet später das Unternehmen. (Details im Kapitel „Nachtrag zum Lexikon Bedeutender Brünner Deutscher“.)
Die Storeks. Ignaz Storek gründete 1861 eine Eisengießerei in Brünn. Sohn Heinrich Storek erweiterte den Betrieb um eine Stahlhütte - 1350 Mitarbeiter -, unterstützt Prof. Kaplan mit einem Wasserbau-Versuchslaboratorium, in welchem Kaplan die Wasser-Turbine entwickelte. 1918 erste Kaplan-Turbine ausgeliefert. Vier Söhne Edwin, Dr. Gerhard, Dipl.Ing. Heinz und Dipl.Ing. Herbert Storek setzen Vaters Werk fort.
Friedrich Wannieck mit Alexander Luz fusionieren 1899 ihre Maschinenbaubetriebe zur "Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft", eine Brünner Maschinenfabrik von Weltruf.
Carl Christian Hochstetter, geb. 1818 Brünn; Chemiker, gründet 1843 eine Blutlaugensalzfabrik und 1850 die "Erste Österreichische Sodafabrik", war später beteiligt an einer Zuckerfabrik, der Perlmooser Portlandzementfabrik, der Wiener Locomotivenfabrik AG Floridsdorf und der dortigen Petroleum- und Paraffinfabrik.
Moritz (Mauritz) Grimm, geb. 1669 Achdorf bei Landshut in Bayern; hat zahlreiche Brünner Kirchen barockisiert, der bedeutendste und vielseitigste Barockbaumeister Brünns; gestorben daselbst 1757.
Adolf Loos, geb. 1870 Brünn; gründet 1906 eine Bauschule, 1920-23 Chefarchitekt der Gemeinde Wien; Schlößchen des Zuckerfabrikanten Viktor Bauer in Brünn.
Prof. Dr. Ing. arch. Emil Leo, geb. 1894 Brünn; DTH Brünn, Stadtplanung, Historische Bauten, Berater für Städtebau des Oberbürgermeisters.
Dr. Ing. Fritz Freising, geb. 1909, aufgewachsen in Brünn; DTH Brünn, freischaffender Architekt, Entwürfe für Autobahntrassen, Kochertalbrücke, Veröffentlichung über die Bernsteinstraße.
Prof. Dr. Ferdinand Ritter von Hebra, geb. 1816 Brünn; Dermatologe, beschrieb eine Reihe von Hautkrankheiten, 1869 an Uni Wien; vom Kaiser geadelt.
Dr. med. Wilhelm Mager, geb. 1871 Preßburg; Internist, 1900 Primarius an Landeskrankenanstalt St. Anna in Brünn, gründete 1905 Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Dr. med. Hugo Leischner, geb. 1877 Mähr. Schönberg; Chirurg, 1912 Primarius an Landeskrankenanstalt St. Anna in Brünn, Hirnchirurgie, Schilddrüse; 1939 Kornmissarischer Leiter aller Spitäler von Brünn.
Dr. med. Franz Weithofer, geb. 1877; berühmter und beliebter Brünner Kinderarzt.
Dr. jur. Richard Schaukal, geb. 1874 Brünn; Gedichtbände, Erzählungen, Novellen, Ubersetzungen französischer Schriftsteller; 1903 Presse-Department des Ministerratspräsidiums, 1917 vom Kaiser geadelt.
Dr. phil. Robert Edler von Musil, geb. 1880; Ingenieurprüfung an DTH Brünn; Hauptwerk "Der Mann ohne Eigenschaften", 1917 in den erblichen Adelsstand erhoben.
Karl Norbert Mrasek, geb. 1892 Brünn; Gedichte, Novellen, Erzählungen, Romane, Kunst-und Theaterreferent, zahlreiche Kulturpreise.
Reinhard Pozorny, geb. 1908 Brünn, Volktumsarbeit, Erzählungen; Poet, Journalist, Vortragsmeister.
Dr. phil. Jolande Zellner-Regula, geb. 1920, vom 3. bis 25. Lebensjahr in Brünn gelebt; Lehramt Latein, Griechisch, Germanistik, 1945 Todesmarsch mit kleiner Tochter; unterrichtete in Graz an der Oberschule; Lieder, Prosa, Lyrik, etwa 1700 Sonette; Mitglied der Redaktion des Sudetendeutschen Pressevereins.
Prof. Dr. phil. Berthold Bretholz, geb. 1862 Freiberg/Mähren; 1899-1926 Leitung des Mährischen Landesarchivs in Brünn, ab 1895 Leitung des Brünner Stadtarchivs; verfaßte "Geschichte Böhmens und Mährens" in 4 Bänden, zahlreiche weitere historische Publikationen.
Dr. phil. Anton Altrichter, geb. 1882 Smilau bei Iglau; nach 1906 Lehrer für Geschichte und Geographie in Czernowitz/Bukovina und Brünn, ab 1933 Direktor des Deutschen Masaryk-Gymnasiums in Brünn; Geschichtsbücher für Oberschulen, bis 1945 Leiter der Abteilung "Schulwesen und Kultur".
Prof. Dr. jur. Moritz Wlassak, geb. 1854 Brünn; Professor des Römischen Rechts an den Universitäten Graz, Breslau, Straßburg und Wien.
Prof. Dr. jur. Dr. phil. Dr. h.c. Ota Weinberger, geb. 1919 Brünn; Sohn jüdischer Eltern, 1941-1945 in nationalsozialistischer Lagerhaft (zuletzt in Theresienstadt); 1964 Dozent für Logik Uni Prag, ab 1972 Ordinarius für Rechtsphilosophie Universität Graz. Forschungsgebiete: Allgemeine Rechtslehre, Rechtsphilosophie, Normenlogik sowie Handlungs- und Institutionentheorie; einer der bedeutendsten Rechtstheoretiker der Gegenwart; 190 Aufsätze, 23 Bücher, vier hochrangige Ehrungen.
Dr. jur. Alois Baeran, geb. 1872 Brünn; gründete Deutsche Mittelstandspartei, das Pestalozziheim für arme verlassene Kinder, 1904 in Mährischen Landtag gewählt, nach 1920 Abgeordneter im Parlament der CSR; von den Tschechen verfolgt.
Dr. jur. Friedrich Nelböck, geb. 1892 Brünn; ab 1925 Vorstand der PaneuropaUnion in der CSR, Vorsitzender der Deutschen Sektion der Völkerbund-Liga in der CSR, Vorkämpfer für Paneuropa.
Prof. Dr. h.c. Eugen von Böhm-Bawerk, geb. 1851 Brünn; Klassiker der Nationalökonomie, dreimal österreichischer Finanzminister, zahlreiche Ehrungen, sein Kopf auf österreichischer 100-Schilling-Banknote.
Dr. theol. Dr. jur. Dr. rer. pol. Otto Weinberger, geb. 1882 Brünn; Richter (Senatsvorsitzender), ab 1945 Dozent für Nationalökonomie und Soziologie Uni Wien. Mitglied von sieben internationalen Akademien; zahlr. Veröffentlichungen über Volkswirtschaft und Staatswissenschaft.
Richard Wickenhauser, geb. 1867 Brünn; komponierte sinfonische Variationen, Suiten für Streichorchester, Kammermusik, 2 Klaviersonaten, 5 Orgelstücke, eine Missa solemnis sowie Lieder und Chöre, Direktor der Wiener Sing-Akademie und Musiklehrer.
Prof. Josef Wizina, geb. 1890 Brünn; komponierte Kirchenmusik, Klavierstücke, 2 Opern, vertonte Lieder, Symphonie für großes Orchester.
Erich Wolfgang Korngold, geb. 1897 Brünn; musikalisches Wunderkind, komponierte mit 19 Jahren 2 Bühnenwerke, mit 23 Jahren die Oper "Die tote Stadt", mit 24 Jahren Kapellmeister an der Hamburger Oper, Dirigent an der Wiener Staatsoper; mußte 1938 emigrieren, Musik zu Filmen und Revuen in Hollywood.
Fritz Mareczek, geb. 1910 Brünn; Kapellmeister des Städtischen Theaters Brünn, 1947 Kapellmeister in Stuttgart f. Lustspiel und Operette, desgl. beim Süddeutsehen Rundfunk; Symphonik, Kammermusik, Lieder, Tänze, Suiten, Walzer, Ouvertüren, Variationen, ein Musical, Kantate "Meiner Heimat Berge".
Dr. Theodor Hlouschek, geb. 1923 Brünn; 1952 promoviert an Uni Jena, Dozent an der Musikhochschule Weimar in den Fächern Komposition, Dirigieren, Musiktheorie und Instrumentation. Komponierte sinfonische Musik, volkstümliche Orchestermusik, Konzerte, Kammermusik, Kantaten, Lieder, Orgelwerke. Zahlreiche erste Preise und Ehrungen, Kulturpreise 1992 und 1993.
Schauspieler:
Joseph Klein, geb. 1862 Brünn; leidenschaftlicher Heldendarsteller, spielte an den Theatern Wien, München, Berlin und Düsseldorf.
Dr. phil. Theo Modes, geb. 1888 Brünn; trat auf in Reichenberg, Karlsbad, Zürich, Bremen, Nürnberg, Halle, Hamburg, St. Gallen; 1938-1942 Direktor des Deutschen Theaters in Brünn. Verfaßte theaterwissenschaftliche Werke.
Margarethe Beck-Lichota, geb. 1910; studierte Elektrotechnik an der DTH Brünn. Schauspielerprüfung am Burgtheater. Wirkte an verschiedenen Bühnen mit großen Erfolgen.
Opern- und Kammersänger:
Leo Slezak, geb. 1873 Mähr. Schönberg; Jugend in Brünn, mit 23 Jahren erster Auftritt als Lohengrin am Brünner Stadttheater; Staatsoper Berlin, Breslau, Wien, Metropolitan Opera New York, später Filmschauspieler.
Maria Jeritza, geb. 1889 Brünn; mit 23 Jahren Operettensopranistin München, mit 25 Jahren Wiener Hofoper, 1921-1932 Mitglied der Metropolitan Opera New York; "eine der größten Sängerpersönlichkeiten ihrer Zeit, leidenschaftliche Dramatik ihres Vortrags und ihr unvergleichliches Bühnenspiel".
Prof. Alfred Jerger, geb. 1889 Brünn; Baßbariton am Züricher Staatstheater, Münchner Oper, Wiener Staatsoper, dort auch Regisseur; seit 1947 Professor an der Wiener Musikakademie.
Maler:
Prof. August Potuczek, geb. 1882 Brünn; Restaurierung uralter Fresken, Gemälde und Altarbilder in mährischen Kirchen und Schlössern.
Hans Friedrich Wacha, geb. 1895 Brünn; Zeichner, Maler, Radierer, Bildhauer, viele Brünner Motive, Porträts, Altargemälde.
Rudolf Leger, geb. 1894 Brünn; Holzschnitt, Radierung, Lithographie, Ölmalerei, Akte, Porträts, Interieurs, Stilleben, Restaurierungen.
Weiter zu erwähnen: Carl Maria Thuma, Karl Uuppe, Franz Homolatsch, Prof. Hans Plenert u.a.
Bildhauer:
Prof. Anton Hanak, geb. 1875 Brünn; lehrte 20 Jahre an der Wiener Kunstgewerbeschule, 1932 Professor an der Akademie der bildenden Künste.
Karl Korschann, Dozent an der DTH Brünn, 1928 Frauenfiguren und Masarykbüste an dem deutschen Ausstellungspavillon Brünn, Porträtreliefs.
Karl Wollek, geb. 1862 Brünn; zahlreiche Denkmäler in Wien, Brunnen, Porträtbüsten, 2 Standbilder im Foyer des Deutschen Hauses in Brünn.
Die BRUNA fühlt sich verpflichtet, die Erinnerung an das kulturelle Erbe, das die Deutschen dieser Stadt hinterlassen haben, wach zu halten. Dieses Bemühen soll auch den jüngeren Generationen der tschechischen Bevölkerung dieser Stadt, der das Wissen um die wahre historische Vergangenheit vorenthalten wurde, die notwendigen Informationen bieten.