Berühmte Persönlichkeiten
Deutsche BrünnerPersönlichkeiten aussechs Jahrhunderten
Eine Ausstellung der BRUNA –
Heimatverband der Brünner e.V.
Brünn, tschechisch Brno, wird 1091 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname Brünn ist vermutlich keltisch. 1210 taucht zum ersten Mal der
Begriff „Brunna“ in einer Originalurkunde für das Kloster Obrowitz auf. Brünn erhielt 1243 Nürnberger Stadtrecht. Der die Stadt beherrschende, später zur Festung ausgebaute Spielberg war 1349–1411 Sitz der Markgrafen von Mähren. Vergeblich belagert wurde die Stadt 1428 von den Hussiten, und 1645 durch die Schweden.
1642 wurde Brünn Landeshauptstadt Mährens. Brünn wurde zum politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. Die Stadt hatte von 1850 bis 1918 deutsche Bürgermeister. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Stadtbefestigungen durch Gartenanlagen und breite Ringstraßen ersetzt. Gemäß der ursprünglichen Besiedlung wahrte die
Stadt bis ins 20. Jahrhundert ihren deutschen Charakter. Nach der österreichischen Volkszählung
von 1900 waren von 109.346 Einwohnern 64% Deutsche und 36% Tschechen. Brünn bildete den Mittelpunkt der deutschen Sprachinsel von insgesamt elf Umlandgemeinden.
Die deutsche Bevölkerung Brünns wurde am 31.Mai 1945 unter besonders brutalen Umständen – zu Fuß, ohne Wasser, ohne Lebensmittel, ohne medizinische Versorgung – von tschechischen Milizen zur österreichischen Grenze vertrieben.
Dom St. Peter und Paul. Auf dem Petersberg, wo an Stelle einer Burg von Fürst Konrad Otto (1061–1092) zuerst eine romanische Kirche erbaut wurde, entstand später ein gotischer Dom. Nach dessen schwerer Beschädigung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg
erfolgte 1742 der Wiederaufbau durch Mauritz Grimm. Der vordere Teil ist gotisch, der hintere Teil barock. Zwei Türme wurden erst 1905 hinzugefügt.
Das Augustinerkloster liegt in Alt-Brünn am Fuße des Spielberges. 1322 gestiftet, 1782 im Zuge der josefinischen Reformen aufgehoben, übernahmen Augustiner-Eremiten den Bau.
Gregor Mendel war 1868–1884 Abt und führte im Klostergarten Pflanzenversuche durch, die zu den Mendelschen Vererbungsgesetzen
führten.
Stadttheater. In Brünn gab es ab 1882 das erste europäische Theater mit elektrischer Beleuchtung.
Festung Spielberg. Der Spielberg mit seinen ausgedehnten Grünanlagen – initiiert durch den deutschen Bürgermeister d´Elvert – und der aus einer königlichen Burg entstandenen Festung erlangte als ehemaliges Staatsgefängnis Berühmtheit (u.a. war Pandurenoberst Franz von der Trenck hier Gefangener).
Villa Tugendhat. 1929/30 nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe errichtetes Wohnhaus, ein bedeutendes Bauwerk der Moderne.
Als Ergebnis des Vertrags von Saint–Germain wurde Österreich, zu dem Brünn bis 1918 gehörte, zerschlagen. Die Stadt wurde der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugewiesen. 1919 entstand durch Eingemeindung umliegender, meist tschechischer Dörfer Groß-Brünn. Hierdurch wurden die Brünner Deutschen zur Minderheit.
Im März 1939 erfolgte die Besetzung durch das Deutsche Reich. Brünn kam zum Protektorat Böhmen und Mähren. Unterdrückung von Tschechen und oppositionellen Deutschen, Vernichtung eines großen Teils der Brünner Juden, Ausbeutung der Bevölkerung für die starke Waffenindustrie vor Ort, Heranziehen der waffenfähigen deutschen Männer zur Wehrmacht prägten die nächsten Jahre. Am 31. Mai 1945 wurden geschätzt 27.000 Deutsche auf dem „Brünner Todesmarsch“ zur österreichischen Grenze getrieben. Ohne Lebensmittelversorgung, ohne Wasser, ohne medizinische Betreuung mussten Frauen, Kinder und alte Männer zu Fuß gehen. Geschätzt 5.200 Menschen kamen dabei ums Leben.
Heute gedenken Deutsche und Tschechen durch eine symbolische Rückholung, dem Marsch von Pohrlitz/Pohořelice nach Brünn, jährlich gemeinsam im Frühling dieses Nachkriegsverbrechens.
Mit mehreren Spalten
-
Greta Bauer–Schwind (1904–1944)
Die geniale Dichterin schrieb formschöne und teilweise verklärt wirk- ende Novellen und Lyrik. Ina Seidel und Thomas Mann lobten ihre Arbeiten, die heute fast vergessen sind.
-
Ottilie Bondy (1832–1921)
Die Frauenrechtlerin war auf vielen Gebieten tätig. Bereits im Kindergarten erzog sie die Mädchen zur Selbstständigkeit und Lebenstüchtigkeit.
-
Kurt Gödel (1906–1978)
Gödel war einer der bedeutendsten Logiker aller Zeiten, „ein Mozart“ der Mathematik. Jedes seiner Theoreme hat ein Teilgebiet der mathematischen Logik begründet.
-
Thomas Jordan (1540–1585)
Er war im 16. Jahrhundert Feldarzt im kaiserlichen Heer und Protomedicus Mährens, verfasste med. und hist. Werke. In Brünn konnte er eine Syphilis-Epidemie stoppen
-
Johann Leopold Köffiller (1743–1814)
Er gilt als der Begründer der renommierten Textilindustrie in Brünn. Köffiller holte deutsche Fachkräfte für Erzeugung und Handel mit Tuch und ließ eine Arbeitersiedlung errichten.
-
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Der oft mit Mozart verglichene Knabe erregte mit seinen Jugendwerken viel Aufsehen. Seine Opern wurden sehr oft aufgeführt. Maßstäbe setzte er in Hollywoods Filmmusik.
-
Ernst Mach (1838–1916)
Wegbereiter der modernen Physik, der den Doppler-Effekt erforschte, fliegende Geschosse fotografierte, die Physik kritisch studierte und die Philosophie denk- ökonomisch straffte.
-
Johann Gregor Mendel (1822–1884)
Als Vater der Genetik wird der Augustinermönch bezeichnet. „Mendeln“ bedeutet, dass bestimmte Erbmerkmale nach gesetzmäßigen Verhältnissen wieder auftreten.
-
Robert Musil (1880–1942)
Er ist nie populär geworden, dazu ist sein Werk zu intellektuell. Aber die Kritiker bemerkten, dass Musils Schaffen von großer Bedeutung und sein Hauptwerk ein großer Wurf ist.
-
Anton Pilgram (ca. 1460–1516)
„Meister Anton, der Steinmetz“, wie er in zeitgenössischen Quellen bezeichnet wurde, war ein bedeutender Bildhauer und Baumeister im Übergang von Spätgotik zur Renaissance.
-
Franz von Pillersdorf (1786–1862)
Hoher kaiserlicher Beamter (Hofkanzler). Reformer der Finanzen der Monarchie. Sein Bemühen um einen Ausgleich zwischen der Revolution und dem konservativen Hof scheiterte.
-
Erich Pillwein (1919–2018)
Durch Experimente entwickelte er die heutige Art der Zahnbehandlung: sitzend am liegenden Patienten. Ab 1991 widmete sich Pillwein in seiner Kulturarbeit der Heimatstadt Brünn.
-
Rudolf Maria Rohrer (1838–1914)
Von der reichen Tradition Brünns als Stadt der Zeitungen und Bücher lässt sich der Name Rohrer nicht trennen. 132 Jahre prägte die Familie Rohrer mit ihren Druckerzeugnissen Mähren.