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Textilindustrie

Das von deutschen Webereien in Brünn hergestellte Tuch hatte schon im Mittelalter einen guten Ruf. Davon zeugt ein Brief, den der Bürgermeister von Wien am 25. Juni 1351 dem "burgermaister und rate der stat zu Brin unsern guten freunden" schrieb. Darin werden die Brünner in deutscher Sprache aufgefordert, ihre guten Stoffe mit einer Plombe zu kennzeich-nen, damit man sie von jenen, die sich zwar "Brünner Tuch" nennen, aber nicht in Brünn gemacht sind, besser unterscheiden könne.

 Dank ihres guten Rufs konnten die Brünner auch die Probleme der Mechanisierung meistern und mit staatlicher Hilfe in das Industriezeitalter einsteigen. Sowohl Kaiserin Maria Theresia als auch ihr Sohn Josef II. sorgten dafür, daß die Errichtung von Fabriken in Brünn aus Steuermitteln gefördert wurde. Daran erinnerte die Marmortafel, die an der Stirnseite der ersten Wollwarenfabrik in der Schmalgasse zu sehen war. Sie trug die Inschrift: "Dem Kenner und Förderer der Fabriquen Josef II., den 13. Sept. 1781." Die staatliche Feintuchfabrik, die auf der großen Neugasse errichtet wurde, übernahm der Brünner Kaufmannssohn Leopold von Köffiller ( * 1743), der aus Deutschland Fachleute wie Seitter und Offermann (Monschau), Hopf (Balingen), Bräunlich (Weida) und Gloxin (Berlin) heranholte. Dank ihres technischen Wissens entstand ein blühendes Unternehmen.

 Zum "Österreichischen Manchester" entwickelte sich Brünn allerdings erst im 19. Jahrhundert. Als nach dem Sieg über Napoleon die Kontinentalsperre aufgehoben wurde, englische Tuchwaren den Markt überschwemmten und die Brünner Wirtschaft in eine Krise stürzten, mußte man alles tun, um die Qualität der Stoffe noch zu verbessern. Dazu benötigte die Textilindustrie nicht nur verbesserte Webstühle, sondern auch erstklassige Tuchschermaschinen und gab damit den Anstoß zur Entwicklung einer eigenständigen Maschinenfabrikation. Das Verdienst, Brünn zu einem Zentrum dieses Industriezweiges gemacht zu haben, gebührt in erster Linie dem Württemberger Unternehmer Friedrich Schöll, dem aus Urach stammenden Erfinder Johann Reiff und seinem Nachfolger Heinrich Alexander Luz aus Metzingen, der im "Luzwerk" die ersten in Österreich erzeugten Dampfmaschinen baute.

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