Heimatgemeinde Schöllschitz   

,,Schöllschitz ist ein Dorf eine Meile von der Stadt Brünn entfernt, grenzet an Mödritz, Popowitz, Hajan und Morbes. Gegend und Lage romantisch schön, die Einwohner sind deutsch, sehr arbeitsam, dem Acker- und Weinbau ergeben, kath. Religion, ein feuriges Völkchen." - So heißt es in einer alten Chronik.

Die vor- und frühgeschichtliche Zeit wird durch viele Funde in unseren Gemarkungen erhellt. Schon 1924 begannen fachkundige Ausgrabungen unter Leitung des Frühgeschichtlers Dr. Karl Schirmeisen und des Dorfschulmeisters Guido Brandt. Steinzeitfunde: Linienkeramik; Glockenbecherkultur; Hockergrab aus der Bronzezeit; Eisenzeit.

Die Gründung des Dorfes liegt vermutlich um das Jahr Tausend. Als Siedlungsstätte liegt sie in grauen Urzeiten zurück. Eine erste Urkunde belegt das Gebiet Schöllschitz 1230 als Besitz der Kirche St. Jakob in Brünn. 1483 bauten die Bewohner eine Kapelle. 1645 wütet die Pest im Dorf, Schwedenbelagerung. 1783 werden Kirche und Türme erweitert. 1784 Schulbau. 1848 Befreiung von der Grundherrschaft, Hans Kudlich. 1877 kauft Friedrich Wanniek, Erbauer des ,,Deutschen Hauses" in Brünn, Bauernhöfe im Dorf, gründet die ,,Victoria Baumschulen" (Adalbert Kiefner). 1897 errichtet Ing. Franz Ritter von Felbinger eine Dörrgemüsefabrik, feldmäßiger Gemüseanbau. 1898 Gründung des deutschvölkischen Turnvereins. 1914 werden 214 Männer zu den Waffen gerufen. 1918 Ende der Felbingerfabrik. 1924 wird der Kindergarten eröffnet. 1936 wählt der Großteil der Einwohner die Partei des ehemaligen Turnlehrers Konrad Henlein, die Sudetendeutsche Partei. Am 15. März 1939: Tag der Befreiung vom tschechischen Joch. Deutsche Truppen besetzen das Dorf. - Hier enden die Aufzeichnungen der Chronik.
1945/1946:
Ende einer Dorfgemeinschaft durch brutale Vertreibung aller Deutschen.

Wirtschaft: Überwiegend Bauerndorf, Lebenserwerb zusätzlich abgesichert durch die weltberühmten Victoria Baumschulen unter Wanniek, Kiefner, von Felbinger und Langenecker, dazu durch die Dörrgemüsefabrik.

Kultur: Breitenarbeit durch hervorragende Lehrer an der örtlichen Volksschule, ihr angeschlossen ein kleines Heimatmuseum. Oberlehrer Brandt rettet und erhält die Dorfgeschichte, Mundartforscher Franz Hiller die Dorfmundart. Lyrikerinnen haben im Dorf ihre Heimstatt: Greta Bauer-Schwind, Maria Hauska, Erika Spann-Rheinsch. Die Heimat malten Ritter Franz von Felbinger, Anton Jelinek, Prof. Fritz Brandt. Von Felbinger, Erfinder der Rohrpost, hatte auch als Maler einen Namen. Er war der einzige Ehrenbürger des Ortes. Der völkische Turnverein förderte neben der sportlichen auch die musische Erziehung.

 

Die Schöllschitzer treffen sich mit den Landsleuten aus der Brünner Sprachinsel regelmäßig in Gebsattel/Rothenburg o.d. T. zur traditionellen Sonnwendfeier.

Literatur: Hildegund Herzinger. ,,Unser Schöllschitz", Jahreshefte, reich bebildert.. Seit 1970
Kontaktadressen: Ortsgemeinschaft Schöllschitz, Obmann Alois Freunek, Frankenwaldweg 4, 95131 Schwarzenbach, Tel. 09289/1613

Kulturreferentin Hildegund Herzinger Hans-Sachs-Str. 22, 91541 Rothenburg; Tel. 09861/2142

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Juli 2001/ Hildegund Herzinger