Marktgemeinde Mödritz    

Der Hauptort der deutschen Sprachinsel bei Brünn liegt am Übergang zum südmährischen Flachland an der Schwarzaniederung.

Bereits ab 70 000 v.Chr.als Rastplatz altsteinzeitlicher Jäger, später als Wohnsitz von Ackerbauern, Glockenbecherkultur, Siedlungsgebiet der Kelten bekannt (Funde von Hockergräbern, Grabbeigaben und Bronzereif). Bis 550 n. Chr. von Germano-Suevischen Quaden und ab 550 n.Chr. von slawischen Morawern bewohnt. Danach im Reich des Franken Samo. Unter der Herrschaft der Awaren bis ca. 800 n.Chr. Von 806-906 n.Chr. Oberhoheit der Franken, als böhmisches Lehen reichsunmittelbare Markgrafschaft des Deutschen Reiches. Ab 1526 habsburgisch bis 1918, anschließend Tschechoslowakische Republik, 1939 Protektorat Böhmen und Mähren.

1131 - erstmalige Erwähnung des Ortes in einer bischöflichen Urkunde.
13. - 20. Jahrhundert:
Errichtung der bischöfl. Burg ,,Am Schlößl", erstm. Nennung der Pfarre Mödritz, Bruno von Schamburg wird Bischof von Olmütz und damit Schloßherr, Einführung des deutschen Rechts, Mongoleneinfall, 1300 - Mödritz erhält Marktrecht, viel Unbill durch Hussiten, Pestepidemie, Weinbergrecht, Kirchenneubau, Schweden stecken Mödritz in Brand, Türkeneinfall mit Plünderungen, Bestätigung der Mödritzer Privilegien durch Kaiser Karl VI.und Bekräftigung durch Kaiserin Maria Theresia, 1. Wallfahrt der Brünner Gärtner zur Muttergottes nach Mödritz (Gockschel-Fest), Schlacht bei Austerlitz - Franzosen, Einquartierung, Bauernbefreiung, Einmarsch der Preußen - Bismark und Moltke in der Obrava, Gründung Feuerwehr und gewerblicher Genossenschaften, Krautverwertungsgenossenschaft, 1918 Einverleibung in die Tschechoslowakische Republik. 1937 vernichtet eine große Raupenplage die Krautfelder mit großem Schaden für die Landwirtschaft.
15.3.1939 - Mödritz ist Teil des Protektorates Böhmen und Mähren.
31.Mai 1945 -Fronleichnam: alle deutschen Mödritzer werden unter Mißachtung der Menschenrechte brutal aus ihrer Heimat vertrieben - Brünner Todesmarsch.

Damit endet die Geschichte eines blühenden deutschen Gemeinwesens, die hier nur in einer Stichwort- Kurzfassung geschildert werden kann. Unser Leben war geprägt vom Gemeinsinn und daher war auch das Genossenschaftswesen sehr gut ausgebaut. Landwirtschaft und Gemüsebau waren vorrangig, besonders der Anbau von Kraut und daher die Erzeugung von Sauerkraut, das sehr berühmt war, sowie die Erzeugung von Gemüsekonserven.

Vorhandene Fabriken: Zuckerfabrik - später landw.-chem. Fabrik - BIOCHEMA, Konservenfabrik, Sauerkrautfabrikation, Gurkeneinlegereien, Ziegeleien, Elektromechanischer Betrieb, Kronenkorkenerzeugung, Tonwarenfabrik und noch zahlreiche Handwerksbetriebe.

Berühmte Mödritzer: Johann Georg Mayer 1719-1783 - Astronom u. Physiker , Dr. med. Franz Weithofer 1877-1941 - Kinderarzt, P. Leander Czerny 1859-1944 - Abt d. Stifts Kremsmünster, um nur einige zu nennen.

Schulwesen: Volkssschule ab 1771, Sprengel-Bürgerschule ab 1911 für Mödritz, Schöllschitz, Morbes und Priesenitz, Landwirtsch.-Winterschule ab 1908, Gewerbl. Fortbildungsschule ab 1911, Kindergarten ab 1898. Tschech. Schule ab 1920 für neuzugezogene Tschechen.

Die Kirche: 1341 wird sie dem Hl.Gotthard geweiht, 1540 - Neubau der Kirche, die 1725 abbrennt. 1725 Wiederaufbau samt Turm in der heutigen Form, 1757 - Errichtung des Dekanats Mödritz, 1778 - Wallfahrt der Brünner Gärtner zur Muttergottes nach Mödritz.

 

Bevölkerung: Die Anzahl der Häuser und die Einwohnerzahl waren in stetigem Wachstum und betrug 1945: 536 Häuser , 2553 Einwohner, davon 1995 Deutsche (77 %) und 558 Tschechen (23 %).

Literatur: Erich Tomschik, MÖDRITZ.Eigenverlag Ortsgemeinschaft Mödritz. Erbach 1966
Paul Lochmann. 50 JAHRE DANACH. Eigenverlag. A-2120 Wolkersdorf
Kontaktadresse: Ortsgemeinschaft Mödritz, Obmann Herbert Kinauer, Ebertstraße 12, D-89537 Giengen, Tel.: 07322-934873

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Dezember 2000 / Franz Barak