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Nachtrag zum Lexikon bedeutender Brünner Deutscher
Veröffentlicht werden hier Lebensläufe Brünner Deutscher, die bei Drucklegung des „Lexikons“ (siehe „Bücher“) noch nicht bekannt waren; aber auch Lebensläufe aus der Folgegeneration Brünner Deutscher. Aufgeführt sind:
Altmann, Franz Lothar, Dr.rer.pol., Dipl.-Volkswirt, Associate Professor; * 7.8.1942 als Sohn des Brünners Franz Altmann, Jhg.1921 und seiner Ehefrau Liesl in Brünn. Verheiratet, ein Sohn. Schulbesuch in München mit Abitur am Alten Realgymnasium. Anschließend 1961- 1966 Studium der Volkswirtschaftslehre und der Rechtswissenschaften an den Universitäten München, später auch Köln und Frankfurt, wo er promoviert wurde. Vermutlich war es die elterliche „Vorbelastung“, daß sich sein Interesse bald „dem Osten“ zuwandte. Nach einem Schnupperbesuch bei der Marktforschung landete er bereits 1969 beim Osteuropa-Institut München, avancierte vom externen Mitarbeiter zum wissenschaftlichen Mitarbeiter und wurde Chefredakteur des „Jahrbuchs der Wirtschaft Osteuropas“ und Länderreferent ČSSR; ab 1974 auch Chefredakteur der Vierteljahreszeitschrift „Osteuropa-Wirtschaft“. Von 1987 -2000 Stellv. Leiter des Südost-Instituts München. Getreu dem Grundsatz „Wer schreibt, der bleibt“ gibt es neun Bücher von ihm, sowie über 200 Aufsätze zur Thematik: Wirschaftsentwicklung- und beziehungen, Innen- und Außen-politik in Südosteuropa, Integrations- und Sicherheitspolitik, Transformation der Volkswirtschaften. Studienaufenthalte in der ČSSR, den USA und Japan. Dazu Lehraufträge in München, Boston und Bukarest. Dieses reiche Œuvre hatte über zwanzig Mitgliedschaften, zum Teil mit Vorstandsfunktionen, in Wissenschaftlichen Vereinigungen des In- und Auslandes zu r Folge. Zwar beendete Dr.Altmann seine berufliche Laufbahn als Leiter des Forschungsschwerpunktes Balkan an der Stiftung Wissenschaft und Politik im August 2007 in Berlin, doch nimmt er weiterhin seine Professur an der Universität Bukarest wahr.
Baier, Horst, Dr. med., * 26. 3. 1933 Brünn, Universitätsprofessor. Studierte 1952 – 1959 Medizin, Philosophie und Sozialwissenschaften in Erlangen, Berlin und München. 1959 Staatsexamen und Promotion zum Dr. med., 1961 Approbation als Arzt. 1962 – 1969 Mitarbeiter an der Sozial-forschungsstelle Dortmund (Klages/Schelsky). Habilitation im Fach Soziologie. Privatdozent an der Uni Münster, 1969/70 ordentlicher Professor für Soziologie und Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Münster. 1970 – 1975 Ordinarius der Soziologie und Philosophie an der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frank-furt. 1975 Ordinarius der Soziologie mit Lehrstuhl in der Sozialwissen-schaftlichen Fakultät der Uni Konstanz. April 1998 emeritiert. 1989 – 1994 Gastprofessuren an der Masaryk-Universität in Brünn, in Rumänien, Kiew und Prag. Seit 1959 verheiratet, vier Kinder. Arbeitsschwerpunkte waren: Klientele, Verbände und Verwaltungen im Sozialstaat; Einrichtungen, Berufe und Verhaltensformen im Sozial- und Gesundheitswesen. Umfangreiches Schrifttum auf dem Gebiet der Sozialstruktur und Sozialpolitik. Besonders erwähnenswert ein Vortrag „Abschied vom Nationalstaat im Zuge der Europäisierung und Globalisierung“, gehalten 1998 an der Brünner Technischen Hochschule. Mitherausgeber der historisch-kritischen Gesamtausgabe der Schriften, Briefe und Vorlesungen Max Webers (im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften).
Bauer-Rohrfelden, Peter Paul, Ritter von, Dr. phil.; * 3. 12. 1888 Brünn. Industriefachmann. Österreichischer Konsul für Kolumbien, Farmer. Mitglied der königlich-geographischen Gesellschaft London und der Amerikanischen geographischen Gesellschaft Schriftsteller.
Beamt, Walter, Dr. jur.; * 8. 8. 1890 Brünn. Jurist. Gymnasium in Brünn, studierte die Rechte in Wien. 1914 – 1918 Kriegsdienst mit schwerer Verwundung Advokaturanwärter in Brünn. Später in Wien verschreibt er sich der Schriftstellerei: Gedichte, Novellen. Schriftsteller.
Brand, Luitpold, * 1841 Aschaffenburg, † 10.10.1928 Fremersberg/Bd.- Wurde Brünner als Teilhaber der Maschinenfabrik „Brand &L*Huillier“, ursprünglich als Blechwaren- und Zuckerformenfabrik gegründet und ab 1872 Aktiengesellschaft. Wurde 1876 Alleinbesitzer und erweiterte die Produktionspalette und Dampfmaschinen und Dampfkessel.1920 Vereinigung mit der Ersten Brünner Maschinenfabrik-AG. War ab 1883 Träger des Ritterkreuzes des Franz- Josef- Ordens.
Bräunlich, Karl, Dr. agr., * 1. 8. 1921 Brünn. Älterer Sohn von Dr. Kurt Bräunlich (s. d.), legte 1939 die Maturitätsprüfung am Brünner humanisti-schen Gymnasium ab, gefolgt von sechs Jahren Militärdienst als Peilfunker bei der Luftwaffe. 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, arbeite er fast zwei Jahre in der Landwirtschaft und konnte diese Tätigkeit mit einer Landwirtschaftsgehilfen-Prüfung abschließen. Ab 1947 Studium an der landwirtschaftlichen Hochschule Freising-Weihenstephan mit dem 1949 erreichten Abschluß als Diplomlandwirt. 1952 Promotion als Dr. agr. Im gleichen Jahr verehelichte er sich mit Anna-Maria „Ossi“ Storek (s. Dr. Gerhard Storek – Lexikon S.185). Es schlossen sich acht Jahre Tätig-keit in der Düngemittel-Industrie in Schwandorf/Bayern, Mannheim und Bochum an. 1961 wechselte er zu einer schweizerischen chemisch-pharmazeutischen Firma in Basel als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Fachgebiet Tierernährung, Spezialgebiet Vitamine). Nach Einarbeitung bereiste er mit Fachvorträgen fast alle nord- und westeuropäischen Staa-ten, Jugoslawien, Türkei, später auch Nord- und Südamerika, Südafrika, Ostasien, Japan, Taiwan, Hongkong, Thailand und Indonesien. Das Ehepaar hat drei Kinder, die alle im Berufsleben stehen (Tochter Fachjournalistin und Expertin für Arbeitsrecht, ein Sohn ist Dr.-Ing. der Starkstromtechnik, der andere Sohn Computerfachmann). Alle verheiratet und im eigenen Haus. Sieben Enkelkinder.
Bräunlich, Kurt, Dr. jur., * 8. 5. 1892 Brünn, † 11. 4. 1970 Gmunden/O.Ö. Abiturient des Brünner humanistischen Gymnasiums, anschließend Studium der Rechtswissenschaften in Wien und Berlin. Der Erste Weltkrieg unterbrach den Studienablauf. Als Oberleutnant Dienst in Galicien und an der Isonzo-Front. Beendigung des Studiums und ab 1920 Rechts-konsulent bei der „Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-AG.“; leitete das Rechtsbüro bis 1945. 1920 heiratete er die Apothekertochter Irma Schmidt, die ihm eine Tochter und zwei Söhne schenkte. Das Rechtsbüro war nicht nur für die laufende Rechtsberatung (Grundstücks- und Finanzverträge, Statuten etc.) zuständig, sondern insbesondere auch für Liefer- und Lizenzverträge, weil das Werk nicht nur einen großen Teil der Produktion exportierte (Rußland, Polen, Rumänien, Türkei, Ägypten, Syrien etc.) sondern auch Lizenzen nach Deutschland, Skandinavien, Holland, Großbritannien etc. vergab. 1945 wurde er zum Volkssturm eingezogen, geriet erst in russische, nach der Entlassung in tschechische Gefangenschaft, bis er nach einem zweiten, geglückten Fluchtversuch nach Österreich zu seiner Familie gelangte. Fand in Gmunden einen neuen Wirkungskreis, in dem er seine reichen Erfahrungen nur teilweise einbringen konnte. Er verwertete aber sein Wissen in zahlreichen Publikationen über Vertrags-, Kartell- und Steuerrecht, insbesondere in der Zeitschrift „Berichte und Informationen des österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik“. Zeitlebens mit Forschungen zur Familien-Geschichte beschäftigt, befaßte er sich auch intensiv mit der Geschichte und der industriellen Ent-wicklung seiner Heimatstadt Brünn. (So z. B. „Brünn im josefinischen Zeitalter“ – Brünner Heimatbote 1968/1969 und „Brünn im Zeitalter Napoleons“ – BHB 1970.)
Brichta, Emil, Dr., * 26. 9. 1915 Brünn, † 02. 06. 1997 Deggendorf. > ein Brünner wird Hundert.
Chladek, Rosalia, Prof., wurde zwar im „Lexikon” (S. 56) bereits gewür-digt. Da uns aber weitere Daten dieser außergewöhnlichen Künstlerin zugingen, sollen diese hier ergänzend aufgeführt werden. Wir entnehmen diese dem Buch „Rosalia Chladek – Tänzerin, Choreographin, Pädagogin“ aus dem Österreichischen Bundesverlag 1965: Entwickelte 1928 – 30 in Basel ihre dreifache Begabung (siehe Buchtitel) am Stadttheater und am Konservatorium. 1932 und 1933 weltweite Anerkennung in der Fachwelt und beim Publikum in Paris und Warschau. Es schlossen sich Tourneen durch die meisten europäischen Länder, in Indonesien und New York an. Gast-Choreographien in Italien, Salzburg, bei den Wiener Festwochen, Film und Fernsehen und an allen Wiener Theatern. Sie war von 1952 – 1970 am Wiener Konservatorium und an der Staatlichen Hochschule für Musik tätig und beschloß ihre Tätigkeit als em. ohne Professur der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ihre Leistungen wurden vom österreichischen Staat und von der Stadt Wien durch Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt, da sie „mit dieser erfolgreichen Tätigkeit einen wertvollen Beitrag nicht nur zur Entwicklung des Freien Tanzes in Österreich geleistet, sondern auch beachtliche Anregungen dem Sprech- und Musiktheater geboten hat“.
Dell, Karl Josef Wilhelm, Prof. Dr. Dr., * etwa 1863 Wien, † 1945 Brünn. War vermögend und betätigte sich als Forscher mit dem Schwergewicht Griechenland, insbesondere Athen und Akropolis. Unterrichtete an der Gewerbeschule. Ledig, ohne Nachkommen.
Fiedler, Augustin, * 25. 3. 1885 Brünn, † 11. 12. 1964 Brünn. Nach Studien an der Universität Wien wurde er Direktor der Brünner Stadtbibliothek. Leitete ab 1936 auch die deutschen Rundfunksendungen des Senders Brünn. Befand sich von 1945 – 1955 in tschechischer Haft. Blieb bis zu seinem Tode wohnhaft in Brünn.
Fleischhacker, Martin, * 1. 9. 1853 Rosternitz, † 1917 Brünn. Stadtbaumei-ster. Gründete nach seinem Studium eine Baufirma mit Ziegelei. In Zeiten der Bau-Hochkonjunktur („Gründerjahre“) gab er rd. 1000 Beschäftigten Arbeit. Seine Firma errichtete eine ganze Reihe äußerst bemerkenswerter und das Stadtbild prägender Gebäude, allein oder in Verbindung mit anderen Baumeistern. So z.B. das Neue Landhaus Ecke Eichhorngasse (gegenüber dem alten tschechischen Theater), das große Gebäude am Freiheitsplatz/Ecke Raschingasse (das während des Krieges Bomben-schäden erlitt), die „Stephanieschule“ (Jakobsschule, gegenüber der Jakobskirche).
Frieb, Robert Karl *28. 4. 1879 Unterthemenau, + 14. 9. 1937 Brünn. Stammte aus alter mährischer Familie (Schönhengstgau; Vetter von Prof. Dr. Franz Spina, mit dem er Jugendzeit verlebte). Studierte in Wien Naturgeschichte (Biologie, Physik), Philosophie und Mathematik und legte nach dem Studium als Privatstudierender die Staatsprüfung in Musik ab. Gymnasialprofessor in Mährisch Trübau, Sternberg und Brünn, wo er 1919 bis 1937 Direktor der II. Deutschen Staatsrealschule war. Nebenberuflich schrieb er Musikkritiken für den Brünner Tagesboten, wirkte als Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Mährischen Landesmuseums, lehrte als Dozent der deutschen Masaryk-Volkshochschule (vornehmlich Einführungen in die Musik Richard Wagners) im Künstlerhaus, gehörte dem Kuratorium der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst an und war Mitglied der Brünner Loge Zu den wahren vereinigten Freunden.
Fürstenberg, Friedrich, Landgraf zu; * 29. 9. 1793 Brünn, † 22. 5. 1866 Wien. Österreichischer Offizier, seit 1838 Generalmajor und Brigadekommandeur in Esseg, Prag und Proßnitz. 1846 Feldmarschalleutnant. 1846 – 1850 Divisionskommandeur in Brünn, bis 1854 Stadtkommandant von Prag. Hauptmann der „Kaiserlichen Trabanten-Leibgarde“ und der Hofburgwache in Wien. 1860 Ruhestand.
Geschlechterfolgen siehe --> Storek, Stowasser, Streit, Zitka
Diese Beiträge erinnern an Eigenschaften der Brünner Deutschen, die bereits in früheren Jahrhunderten dazu beitrugen, den Ruf der Stadt zu mehren, wie: Wagemut, Unternehmergeist, Ideenreichtum, Mäzenatentum, Investitionsfreude, Risikobereitschaft, Kunstverständnis, um nur das Wichtigste zu nennen. Viele dieser Eigenschaften setzten sich auch nach der Vertreibung in den Folgegenerationen fort, was diese Beiträge eindrucksvoll belegen.
Goldhann, Ludwig, Dr. jur., * 8. 12. 1823 Wien. † 18. 1. 1893 Brünn. Beamter, Schriftsteller. Beteiligt 1848 am Wiener Aufstand, dadurch Zerwürfnis mit dem Vater, daraufhin Wechsel des Wohnortes, Wahl fiel auf Brünn, wo er Anstellung in der Finanzprokuratur fand. Wurde 1868 pensioniert und fand somit noch mehr Zeit für ein umfangreiches literarisches Schaffen. Seine Bühnenstücke wurden seinerzeit auf deutschen Bühnen aufgeführt. Er war auch als geistreicher Kritiker bekannt, wie er auch eine Fülle von Gedichten und Erzählungen hinterließ, so z.B. auch die, ursprünglich „Macocha“ benannte, die später umbenannt wurde in „Am Rande des Abgrunds“. Ferner „Hecuba“ eine musikalische Szene, die 1876 von Rubinstein vertont wurde. Auch Lustspiele und Possen kamen aus seiner Feder.
Gomperz, Theodor, ist zwar im „Lexikon“ (S. 79) bereits erwähnt, in-zwischen verfügen wir aber über einige ergänzende Details, mehr aus dem privaten Bereich, die deshalb hier nachgetragen werden sollen: Gomperz war jüdischer Abstammung, betrachtete sich aber als sogenannten assimilierten Juden, womit er ausdrücken wollte, daß er der jüdischen Kultur in Mitteleuropa keine eigenständige Stellung zuerkenne. 1881 beendete er eine zwölfbändige Übersetzung der Werke des engli-schen Philosophen John Stuart Mill. Obwohl er, wie schon im Lexikon erwähnt, Gegner von Herzl und des Zionismus war, wurde seine wertvolle Bibliothek 1926 der Jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem über-eignet. Gomperz reiste gerne (Italien, Frankreich, England), war ein über-zeugter Liberaler und als solcher Begründer (oder Mitbegründer) des einflußreichen „Wiener Kreises“, dem auch Kurt Gödel (s. dort) ange-hörte. Gomperz protegierte auch seinen „Brünner Landsmann“ Masaryk, dem es materiell als Hilfslehrer nicht besonders gut ging, und den er seinen Sohn in Latein unterrichten ließ.
Götz, Josef, * 9. 3. 1855 Aujezd, Bezirk Sternberg, † 13. 10. 1918 Brünn. Musikpädagoge. Erhielt seine Ausbildung in Brünn, wo er von 1893 bis 1918 Musiklehrer an der Lehrerinnenbildungsanstalt war. Ab 1892 wurde er Sammler und Forscher des mährisch-schlesischen Volksliedes, gründe-te 1900 den „Deutschen Volksgesangsverein“ in Brünn. Wurde 1906 Leiter des vom k. k. Ministerium für Kultur und Unterricht geförderten „Arbeitsausschusses für das Deutsche Volkslied in Mähren und Schlesien“.
Guberth, Walther, * 1. 10. 1906 Prag, † 10. 9. 1974 Karlsruhe. Schauspie-ler. Nach den Jugendjahren in Leitmeritz studierte er ursprünglich an der Brünner TH Architektur, bis ihn die Liebe zum Theater übermannte. Er entdeckte sie an einer Laienbühne in Brünn-Kumrowitz, und weitergehol-fen hat ihm die Bekanntschaft mit Attila Hörbiger, der damals in Brünn im Engagement stand. Im Kegelklub, in dem damals nach des Tages Müh und Plage die Kollegen zusammenkamen, lernte er ihn kennen. Sein geheimer Wunsch, Sänger zu werden, erfüllte sich nicht, aber die Stimmbildung begann damals in der Sängerschaft der Markomannen und anschließend bei Professor Kalliwoda. Sein erstes großes Engagement erhielt er 1938 in Reichenberg, es folgte Aussig, dann, im 6. Schauspieler-jahr, folgte der Ruf an das Thalia-Theater Hamburg, dann Wuppertal, Augsburg, Bonn und ab 1964 Karlsruhe, wo er sich mit seiner schauspie-lerischen Vielseitigkeit und seinem breitgefächerten Ausdrucksspektrum bald als unersetzlich erwies und zum Publikumsliebling avancierte.
Habel, Alfred; Prof. Dr., * 19.01.1888 Oderfurt (Přívoz; später nach Mähr. Ostrau eingegliedert), † 31.01.1985 München.. Vater:Heinrich Habel, Direktor der bekannten Habel-Schule an der Bahnhofstraße zwischen Oderfurt und Ostrau. Alfred maturiert an der Deutschen Staats-Realschule in Mähr.- Ostrau. Frontdienst im 1. Weltkrieg in der k.u.k. Armee, Isonzoschlachten, zuletzt Leutnant.der Pioniere. Nach Kriegs-ende Studium des Ingenieurbauwesens an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. 1922 beendet er das Studium mit Auszeichnung, und wird 1925 mit Auszeichnung an der Lehrkanzel für Eisenbau (Prof. Dr.-Ing. Alfred Hawranek) promoviert. Dem Studium folgte eine mehrjährige Praxis als Konstrukteur und Bauleiter in der Bauindustrie in Leipzig.1930 wird er als Ordinarius an die Lehrkanzel für Betonbau an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn berufen. Seine Spezialgebiete: Betonbrückenbau, Baustatik. 1945-1948 russische Gefangenschaft, überlebt eine schwere Ruhr nur um Haaresbreite. Nach Heimkehr findet er seine Frau Marie (* 1906 im Mähr. Ostrau), Sohn und Tochter in Ellwangen/Jagst wieder. Der Wiederbeginn seiner beruflichen Laufbahn beginnt 1949 durch einen Lehrauftrag an der TH München, wo er ab 1950 ordentl. Professor in der Architekturabteilung (Lehrstuhl für Statik der Hochbaukonstruktionen) wird.. Dank seiner hervorragenden wissenschaftlichen Kenntnisse stand er in hohem Ansehen. Habel scheute Gesellschaftszwänge und Repräsen-tation, er empfand dies nur als Behinderung seiner beruflichen Pflichten und seiner Forschungsvorhaben. Als Ausgleich war ihm der Aufenthalt in den Bergen wichtiger, er durchwanderte im Laufe von Jahrzehnten sämtliche Ketten der Alpen, von der Rax im Osten bis zum Montblanc im Westen. Auch seinen musischen Neigungen ging er nach, als Schüler des bekannten Pädagogen Franz Macak eignete er sich ein hervorragen-des Geigenspiel an. Beachtliche zeichnerische Anlagen offenbarten sich in seinen Skizzenbüchern. 1966 geht Prof. Habel in den Ruhestand, erfreut sich aber noch einige Zeit an einer eingeschränkten Lehrtätigkeit. 1985 dann schließt er nach langem Alterssiechtum seine Augen für immer.
Hanaczek, Heinrich; * 1851 Brünn. Professor an der Lehrerbildungsanstalt Brünn. Obmann des Brünner Lehrervereins und Mitbegründer des Deutsch-mährischen Lehrerbundes. Redakteur des Mährischen Schul-blattes und der „Freien deutschen Blätter für Erziehung und Unterricht“. Auch Komponist (u.a. das Festvorspiel zur 50-Jahrfeier der Brünner Dt. TH). Schrieb auch Gedichte, Novellen, Schauspiele. Seine ausgeprägte Menschen- und Naturliebe war ihm Leitgedanke bei seiner gesamten Tätigkeit und fand auch Eingang in seine pädagogischen Schriften.
Haugwitz, Karl Anton, Graf. * 25. 10. 1922 Osova bei Brünn, † 04. 6. 1995 Namiest a. d. Oslava bei Brünn. Entstammt einem alten Adelsgeschlecht, das erstmals 1228 erwähnt wird. Vorfahre Heinrich Wilhelm von Haug-witz war Kanzler von Maria Theresia, dessen Sohn kaufte das Schloß Namiest von den Zerotinern. Haugwitz wuchs auf dem kleinen Schloß Osova Bityška auf, besuchte das Deutsche Realgymnasium Brünn; sein Hobby Motorräder. Nach Matura zwei Semester Medizin. Ab Dezember 1941 Soldat. 1942 in Rußland, seine Einheit wird bei Veliki Luki ein-geschlossen, als Geschützführer Abschuß von 34 Panzern. Verwundung, Amputation eines Beines bis unters Knie. Rückkehr nach Osova. Nach Kriegsende Internierung als Deutscher, obgleich er Antifaschist war, danach Vertreibung nach Deutschland. Arbeit in Flüchtlingsamt, Lehrling in Parfümeriebranche, eröffnet später mit seiner Frau eine Parfümerie und Kosmetikschule in Bonn. Tritt der Freimaurerbewegung bei. Haugwitz pflegt bald Kontakte mit seiner Heimat und restauriert einen Flügel des Stammschlosses in Namiest. Veranstaltet dort Konzerte von internatio-nalem Interesse. Bei der Vorbereitung eines weiteren Konzertes starb er in Namiest und wurde dort in der Gruft der Grafen von Haugwitz beigesetzt.
Hermann, Alexander. * 18. 12. 1966 Schwäbisch Gmünd. Musiker. Sohn eines aus Brünn stammenden Apothekers. Bis zum Abitur Klavier- und Orgelunterricht. 1985 Preisträger im Fach Orgel beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“; Mitwirkung im Schwäbisch Gmünder Kammerchor „Collegium musicale“. 1988 bis 1993 Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik München, Komposition und Orgel mit Abschluß-Diplom für Kirchenmusik (A) und im Hauptfach Orgel. Anschließend drei Jahre am Konservatorium Genf in der Meisterklasse für Orgel und Improvisation; Auszeichnung mit dem „Premier Prix de la Virtuosité“. 1999 Lehrauftrag an der Musikhochschule München für „Alexander-Technik“, wobei auf ganzheitlicher Basis an musikpädagogischen und instrumentaltechnischen Konzepten gearbeitet wird. Ausgedehnte Kon-zertaktivitäten mit Improvisationen und Kompositionen für Orgel, kombiniert mit Didgeridoo, Flöten und Saxophonen sowie als Orgelsolist im In- und Ausland wie in Argentinien aber auch in Schwäbisch Gmünd, beim Sudetendeutschen Musikinstitut Regensburg und nicht zuletzt mit der „Mährischen Philharmonie“ in Olmütz. Kompositorisches Schaffen: Orgelmesse, Fuge, Kantate, „Rituale“ für zwei Violoncelli und Orgel. Erhielt den Sudetendeutschen Förderpreis für Musik 2000.
Hochstetter, Christian, Ferdinand; * 16. 2. 1787 Stuttgart, † 20. 2. 1860 Esslingen a. N. Theologe und Naturforscher. Stammt aus einer alten württembergischen Familie, die seit Generationen Pfarrer, Lehrer und Verwaltungsbeamte hervorgebracht hat. Hochstetter ist Vater von Carl Christian Hochstetter (siehe Lexikon S. 98). Er besuchte das Gymnasium in Stuttgart, ab 1805 Universität Tübingen, 1807 Promotion zum Magister der Philosophie. Vertiefte seine Studien der Naturwissenschaften, beson-ders der Botanik. Wandte sich nach dem Tode seiner Frau wieder der Theologie zu. 1816 übernahm er das Predigtamt in der jungen, seit 1782 bestehenden evangelischen Gemeinde von Brünn, ab 1817 auch die Leitung der Evangelischen Schule daselbst. Nach dem Tode seiner zweiten Frau, einer Brünnerin, wurde er 1824 Gymnasialprofessor und folgte einem Ruf als Stadtpfarrer und Direktor des Hauptschullehrer-Seminars in Esslingen. Verfaßte mehrere naturwissenschaftliche Schriften u.a. „Populäre Botanik“ sowie „Verzeichnis der mährischen Pflanzen-arten“ (1823).
Homolatsch, Franz, * 28. 1. 1886 Brünn. Akademischer Maler. Nach Be-such der Realschule zunächst im kaufmännischen Beruf tätig. Wandte sich frühzeitig ganz der Malerei zu. Schüler der Brünner Professoren Ster-nischtie und Potuczek. Danach Kunstakademie Wien bei Prof. Bacher. Bilderausstellungen im Brünner Künstlerhaus, in Prag, Olmütz, Reichen-berg und Wien. Geschätzt wurde seine reife Technik, das tiefe Empfinden und die Farbenfreudigkeit. Landete nach der Vertreibung in der DDR.
Jahoda, Lutz, * 18. 6. 1927 Brünn, Schauspieler und Sänger, Sohn von Elisabeth und Ludwig Jahoda. Zu seinem Beruf fand er durch Erich Elstner, ehem. Operettenbuffo und Regisseur am Brünner Stadttheater, der ihn nach dem Kriege in Wien wie einen Ziehsohn unter seine Fittiche nahm. Da sein Fach in der Nachkriegszeit im Westen überbesetzt war, einem Anfänger nur geringe Chancen geboten wurden, nahm er ein Engagement an die Leipziger Bühnen an, wo er als Operettenbuffo schnell Karriere machte. Dort konnte er zeigen, was er bei Erich Elstner gelernt hatte. Als aber am 13. August 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, blieb ihm, wie so manchem anderen bekannten Künstler, der Weg in den Westen versperrt. Hier zeigte sich sein „Brünner Talent“, nicht nachzugeben, unverdrossen aus einer hoffnungslosen Sache das Beste zu machen. Er vertraute auf seine künstlerische Begabung. Angebote von Funk, Film und Fernsehen blieben nicht aus, so sang, spielte und tanzte er sich in die Herzen seines ostdeutschen Publikums und avancierte bald zum unbestrittenen Liebling der späteren DDR. Bis ins hohe Alter blieb er der Bühne treu. Seine Lebenserinnerungen hat er in seinem Buch „Lutz Glück und was sonst noch schieflief“ (ISBN 3-360-00961-4) nieder-geschrieben. (Siehe auch BHB 2000, Seite 52)
Jurda, Ferdinand, Dr. med., * 2. 1. 1917 Brünn, † 30. 7. 2004. Sohn von Jurda, Ferdinand sen.; Medizinaldirektor. Nach Matura am Deutschen Masaryk-Staats-Gymnasium Brünn 1935, Studium der Medizin an der Brünner Masaryk-Universität, ab 1938 Fortsetzung an der Prager deutschen Karls-Uni. Knapp vor Beendigung des Studiums Wehrdienst ab September 1941. Anfang 1943 Studentenkompanie Prag und Promotion. Bei der Wehr-macht zuletzt als Truppenarzt tätig, geriet er in Italien in englische Gefangenschaft. Nach Entlassung 1946 im Kreiskrankenhaus Freyung, ab 1950 Lagerarzt bei Plattling. Danach ab 1953 Vertragsarzt beim Versorgungsamt Ravensburg, ab 1959 in Augsburg. 1965 bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, bei der er 1972 zum Leitenden Medizinaldirektor befördert wurde. 1980 Pensionierung. Ab 1959 Betreuung der Augsburger Versehrtensportgruppe als Bezirkssportarzt und Bezirksvorsitzender, wofür ihm 1976 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Seit 1972 Mitglied und ab 1988 Vorstandsmitglied des Weltbundes der Österreicher im Ausland; 1994 Ehrennadel erhalten.
Jurda, Ferdinand, * 25. 5. 1883 Brünn, † 4. 6. 1945 Brünn. Handelsschul-direktor. Besuch der Staatsrealschule in Brünn, nach dem Abitur Studium der Versicherungsmathematik an der Deutschen Techn. Hochschule Brünn. Nach Beendigung des Studiums Angestellter der Brünner Orts-krankenkasse bis 1939, zuletzt als Direktor. Nebenberuflich Latein-studium bis zum Kleinen Latinum. Anschließend Studium des Handels-rechts als Externist an der deutschen Karls-Uni Prag. Nach Ablegung der Staatsprüfung in Tschechisch unterrichtete er an einer privaten Handels-schule Handelsrecht, tschechische Handelskorrespondenz, tschechische Konversation. 1917 erwarb Jurda diese Handelsschule und führte sie unter dem Namen „Privathandelsschule Merkur“ als Direktor bis Mai 1945. Mit dem Todesmarsch aus Brünn vertrieben, kam er nur bis in die Nähe von Pohrlitz, wo er unbemerkt vor Erschöpfung in einer Erdfurche liegen blieb. Mit einer goldenen Uhr konnte er einen russischen Soldaten dazu bewegen, ihn mit dem Jeep nach Brünn zurückzubringen. Das Familien-haus war schon von Tschechen besetzt. Erst nach langem Bitten wurde ihm erlaubt, im Keller auf alten Lumpen zu liegen, wo er am 4. Juni starb.
Karafiat, Leopold, Dr.jur; * 08.10.1890 Brünn, † 10.12.1971 Buchen/Odenwald. Magistratsbeamter, Vertriebenenpolitiker. Nach Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Brünn studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Uni Wien. 1914 Promotion. 1915 wurde er Beamter bei der Stadtverwaltung Brünn, anfangs im Kinderschutz-dienst und in der Schulverwaltung. 1917/1918 Militärdienst in der Österreichischen Armee. 1918, nach Übergang der Stadtverwaltung in tschechische Hände, wurde er, obwohl Deutscher, bei der Stadt im Bereich Sozialfürsorge, Jugend- und Wohlfahrtsamt, Amtsvormundschaft und Stiftungswesen weiterbeschäftigt. 1925 Beförderung zum Ober-magistratsrat. 1937 wurde er Leiter des Arbeitsamtes. Nach Wiedereinsetzung eines deutschen Bürgermeisters 1939 wurde Dr. Karafiat Leiter der Hauptabteilung für Sozialfürsorge mit über 22 sozialen Einrichtungen wie Jugend-, Ferien- und Erholungsheime, Altersheime, Kinderkrankenhaus u.a. (mit 360 Beamten und Angestellten). 1942 wurde ihm die Errichtung und Leitung des städtischen Wohnungsamtes übertragen. Nach entbehrungsreicher Internierung in einem tschechischen KZ wurde Dr. Karafiat 1948 nach Deutschland ausgewiesen. In Buchen im Odenwald setzte er bald seine Arbeit für das Gemeinwohl, besonders für die vertriebenen Landsleute, fort: er übernahm den Kreisvorsitz des Bundes der Vertriebenen BdV, war Stellvertreter des Bezirksvorstandes des BdV Nordbaden, Mitglied des Landesvorstands des BdV Baden-Württemberg und vertrat als Landessozialreferent Baden-Württemberg beim BdV-Bundessozialausschuß in Bonn. 1955 gründete er den Kreis-verband Buchen der BRUNA, des Heimatverbandes der Brünner. 1954 wurde ihm für seine großen Verdienste bei der Eingliederung und der sozialen Betreuung der Heimatvertriebenen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Kosteletzky, Heinrich; * 6. 11. 1933 Brünn. Lehrer, Schulamtsdirektor. Nach zwei Schuljahren an der II. Deutschen Oberschule in Brünn, im Mai 1945 als 12-Jähriger im Todesmarsch bis Unter-Tannowitz. Lager Nikols-burg, Arbeit auf einem Bauernhof bei der Stadt Saar bis 1946; Aussied-lung nach Bayern. 1954 Abitur am Gymnasium und 1956 Erste Lehramts-prüfung in Lauingen an der Donau. Ab 1957 Volksschullehrer, 1969 Seminarrektor, ab 1970 in der Lehrerfortbildung engagiert. 1982 zum Schulrat befördert, 1986 Schulamtsdirektor und 1987 Leiter des Staat-lichen Schulamtes Günzburg. 1997 Ruhestand. Zahlreiche Veröffent-lichungen über pädagogische und didaktische Methoden sowie über den Geschichtsunterricht in Hauptschulen, ferner zahlreiche Referate über die Lehrerfortbildung, fachspezifische Arbeitsweisen und Mediensatz im Geschichtsunterricht.
Kreisler, Karl, Dr. phil., * 29. 11. 1882 Wien, besuchte dort Gymnasium und Universität mit den Fächern Germanistik und Philologie. Unterrich-tete erst in Korneuburg und Kremsier, wurde ab 1909 ganz in Brünn heimisch. Hinterließ eine umfangreiche Sammlung von Aufsätzen über Literatur und Philosophie, Theaterstücken und Romanen. Betätigte sich auch als Theaterkritiker und Buchreferent für Brünner Blätter.
Kriso, Karl, Prof., Dipl.-Ing., Dr. techn,. Wahlbrünner. * 25. 3. 1887 Peggau (Steiermark), † 01.12.1972 Leibnitz/Südsteiermark, Hochschulprofessor. 1916 Matura in Graz mit Auszeichnung. Studium des Bauingenieur-wesens an der TH Graz. 1914 Promotion, 1915 bis 1918 Kriegsdienst. 1918 bis 1920 Assistent an der TH Graz. Zivilingenieurprüfung, 1921 bis 1924 im Eisenhoch- und Brückenbau der holländischen Staatsbahnen auf Java tätig. 1927 bis 1945 Professor für Mechanik an der Dt. TH Brünn; Dekan 1935/36, Rektor 1936/37 und 1939 bis 1945. Nach der Vertreibung aus Brünn als Zivilingenieur, Bausachverständiger, 1951 bis 1957 Dozent für Allgemeine und Technische Mechanik an der Montanistischen Hoch-schule Leoben. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über baustatische Probleme, z.B. Vierendeelträger, Knicksicherheit.
Krywalski, Diether Robert Georg; *13. 10. 1935 Brünn; Dr. phil. (Dissertation zum späten Minnesang); Oberstudiendirektor; Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises für Wissenschaft 2007. Stammt aus alter mährisch-schlesischer Familie (Enkel von Direktor Robert Frieb/Brünn; Großneffe von Prof. Dr. Franz Spina/Prag). Nach Vertreibung aktiv in der Sudetendeutschen Jugend und im Arbeitskreis sudetendeutscher Studenten. Studium der Deutschen Philologie, Literaturwissenschaft, Philosophie, Geschichte, Geographie und Nordistik. Lehrtätigkeit am Gymnasium Hohenschwangau und am Wittelsbacher Gymnasium in München; nebenberuflich Dozent an der Offizierschule des Heeres, beim Landesverband für freie Erwachsenenbildung und in der Volkshochschule München. Gründungsmitglied des Münchner Bildungsweges und Leiter von literarischen Seminaren. Mitglied zahlreicher Ausschüsse des Kultusministeriums (u. a. Deutschunterricht; Konzeption der Kollegstufe; Konzeption der Bayerischen Gesamtschulversuche; Arbeitsgruppe der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung). 1970 Leiter der Projektgruppe zur wissenschaftlichen Begleitung von Schulversuchen am Staatsinstitut für Bildungsforschung und -planung und Vorsitzender der Arbeitsgruppe zur Erfassung und Beschreibung von Schülerleistungen. Lehrbeauftragter für mittelalterliche Literatur und Linguistik am Staatsinstitut zur Ausbildung von Realschullehrern. Leitung von wissenschaftlichen Studienfahrten nach Skandinavien, Spanien und Portugal. 1976 Direktor des Klenze Gymnasiums in München, Seminarvorstand und Vertreter des Ministerialbeauftragten für Oberbayern-West, Fachmitarbeiter für Deutsch, Geschichte und Erdkunde. 1979 Berufung in den Prüfungsausschuss für Schulbibliotheken des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Prüfer beim wissenschaftlichen Staatsexamen für das Höhere Lehramt an der Universität München für Mittelalterliche deutsche Literatur und Allgemeine Sprachwissenschaft; Gründung des Gesprächskreises der Direktoren der Gymnasien im Isartal. 1982 Direktor des Gymnasiums Icking, wiederholt Gastdozent an der Akademie für Lehrerbildung/Dillingen und Mitglied des Gesprächskreises Mittelalter und Frühe Neuzeit der Universität München. 1989 Gründung von Schulpartnerschaften zwischen dem Gymnasium Icking und dem Gymnasium am Slawischen Platz in Brünn/Königsfeld sowie dem Klara Leöwey Gymnasium in Pécs; Organisation und Gestaltung von Austauschmaßnahmen, Literaturseminaren. Mitglied der Künstlergilde Esslingen e. V., der Ackermann Gemeinde und des Adalbert-Stifter-Vereins, 2. Vorsitzender des Kunstkreises Buzentaur in Starnberg. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenpublikationen vornehmlich zur deutschsprachigen mittelalterlichen Literatur in den böhmischen Ländern (u. a. Knaurs Lexikon der Weltliteratur, Die Welt des Mittelalters, Werk und Wirkung - Fünfzehn Jahrhunderte deutsche Literatur, Wege zur Philosophie, Deutschsprachige Literatur aus Prag und den böhmischen Ländern 1900-1939 [mit. Prof. Dr. Born], Weit von hier wohnen wir, weit von hier) und Gestaltung (mit Prof. Dr. Born) der Ausstellung Buch- und Plakatkunst aus Prag und den böhmischen Ländern (Redaktion des Kataloges). Geschichte der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters in den böhmischen Ländern. In: Beiträge zur deutschmährischen Literatur. Hrsg. v. Ingeborg Fiala-Fürst und Jörg Krappmann. (In deutscher Sprache bei der Palacky-Universität Olmütz. Regelmäßiger Beiträger der Zeitschrift Sudetenland und des Stifter-Jahrbuchs; Gastdozent am Germanistischen Institut der Palacký-Universität Olmütz und Vorträge an der Masaryk-Universität Brünn.
Kubin, Benno, Dr. jur., * 30. 3. 1915 Brünn. Verwaltungsbeamter und Ver-triebenen-Politiker. Studium der Rechtswissenschaften an der deutschen Karls-Universität Prag, das er als Werkstudent teilweise selbst finanzierte. 1940 Promotion. Anschließend beim Rüstungskommando Brünn tätig, 1943 bis 1945 Leiter der Personal- und Sozialabteilung der Waffenwerke Brünn. Nach Entlassung aus russischer Gefangenschaft kam er 1950 zu seiner Familie nach Aidlingen, Kreis Böblingen. Vorerst Hilfslackierer bei Daimler-Benz. 1952 – 1979 beim Landratsamt Böblingen, 1953 stellvertretender Amtsleiter, ab 1963 Leiter des Ausgleichsamtes, des Flüchtlingsamtes und des Versicherungsamtes. Seine Erfahrungen bei der Betreuung und Beratung der Heimatvertriebenen, Kriegssachgeschädigten und Sowjetzonenflüchtlinge fanden ihren Niederschlag in dem Buch „Die Vertriebenen im Kreis Böblingen“. 1953 – 1963 Gemeinderat Aidlingen; durch seine Initiative entstanden in Aidlingen 286 Wohnungen in Siedlungshäusern, 1979 Ruhestand. 1980 bis 1989 zweiter stellvertre-tender Bürgermeister von Aidlingen. Ab 1952 Vorsitzender des Orts-verbandes Aidlingen des Bundes der Vertriebenen (BdV) bis 2002. Zur Erhaltung und Aufbewahrung des Kulturgutes der Vertriebenen Gründung der Ostdeutschen Heimatstube in Aidlingen. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Staufer-Medaille und die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg sowie die Bürgermedaille der Gemeinde Aidlingen verliehen. Vom BdV erhielt er die Ernst-Moritz-Arndt-Verdienstmedaille und vom Heimatverband BRUNA die Ehrennadel in Gold.
Landrock, Karl, Prof. Dipl.-Ing.; * 8. 12. 1913 Brünn, † 23. 10. 1986 Bad Wörishofen, wurde als Sohn des Oberlehrers und späteren Direktors der deutschen Bürgerschule Czechnergasse in Brünn und seiner Frau Aurelie, geb. Vogler geboren. (Damals regierte noch der greise Kaiser Franz-Josef Österreich. Brünn hatte gemäß der Volkszählung von 1910 125.737 Einwohner, von denen 68.715 [54,6 %] Deutsche waren.)
Vater Karl war ein bekannter Botaniker (verstorben 1954; s. „Lexikon“ S. 125). Legendär waren seine Sonntagsausflüge in die Pollauer Berge, bei denen er seinen Schülern seltene Pflanzen und Insekten zeigte. Er sammelte u.a. Heilkräuter. Im Bereich der Pilzmücken wurde er zu einem gefragten europäischen Spezialisten.
Der junge Karl Landrock wuchs in Brünn, zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern in der Leipziger Straße 31 auf. Er besuchte nach der Volksschule die Erste deutsche Staatsrealschule in der Johannesgasse. Nach der Matura 1931 studierte er an der Brünner Deutschen Technischen Hochschule. Dort bestand er 1938 seine 2.Staatsprüfung im Bauingenieurwesen. Da in der damaligen Tschechoslowakei die Deutschen benachteiligt wurden und somit eine Anstellung kaum möglich war, ging der frischgebackene Ingenieur im April 1938 zur Bauunternehmung Stöhr nach Berlin. Dort fand er seine erste Stelle als Statiker nach dem Studium. Im Dezember 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er nahm im Frühjahr 1940 am Frankreichfeldzug teil. Im März 1941 wurde er zur Organisation Todt (O.T.) überstellt. Als Bauführer der O.T. baute er in der folgenden Zeit bis Sommer 1944 Bunker, Eisenbahnanlagen, Stahlbetonbrücken, Flugplätze usw. in der Bretagne. In der dortigen Provinzhauptstadt Rennes lernte er seine spätere Ehefrau Henny aus Rheine kennen, die bei der dortigen Kreiskommandatur als Sekretärin bzw. Übersetzerin arbeitete.
Das Kriegsende erlebte Karl in Fürstenfeldbruck, wo er Bauleiter eines mobilen Bautrupps zur Beseitigung von Fliegerschäden an Industrieanlagen war. Von Kriegsende bis Ende 1945 war er Bauführer bei Flächenbetonarbeiten auf einem Flugplatz. 1946 heiratete er Henny in Rheine. Das junge Ehepaar zog nach Münster. Anfang 1946 wurde er von der damaligen Provinzialregierung Westfalen für das Referat „Provinz-Baulenkungsamt“ in Münster eingestellt. 1947 wechselte er zum Ministerium für Wiederaufbau in das Referat „Neue Baustoffe und Bauarten“ des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und zog mit seiner Frau nach Düsseldorf-Oberkassel. 1949 kam dort Sohn Rudolf zur Welt. 1952 wechselte Karl als technischer Leiter zur Bauunternehmung Imbau Spannbeton nach Leverkusen. Die Familie zog nach Leverkusen, wo 1959 Sohn Andreas das Licht der Welt erblickte.
1955 zog es Karl in die Wissenschaft. Er wechselte als Baurat zur Staatsbau-schule nach Holzminden. 1957 trat er eine Stelle als Baurat an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Wuppertal-Barmen an. Nach Jahren des Pendelns zwischen Leverkusen und Wuppertal baute Karl ein Haus in Wuppertal-Küllenhahn und zog 1965 mit seiner Familie dorthin. Die Ingenieurschule ging 1971 in der Gesamthochschule Wuppertal auf, die später zur Universität Wuppertal wurde. Damit einher ging die Ernennung zum Fachhochschullehrer. Im Jahre 1973 erfolgte die Ernennung zum Professor. Im gleichen Jahr wurde Karl zum Dekan gewählt. Dies blieb er bis 1979. In dieser Funktion war er Vorsitzender der Fachbereichsversammlung im Bereich Bautechnik der Universität Wuppertal. 1979 ging Prof. Landrock in den Ruhestand.
Karl war auf der einen Seite Naturwissenschaftler, gleichzeitig aber auch leidenschaftlicher Liebhaber der Musik von Richard Wagner. Sein Interesse an den Künsten, insbesondere der Musik, zeigte sich in regelmäßigen Opern- und Konzertbesuchen. Höhepunkt war dabei die jährliche Reise nach Bayreuth.
In der Bruna war Karl über lange Jahre Mitglied, bis er schließlich die Leitung des Düsseldorfer Kreisverbandes übernahm. Alle, die ihn kannten, waren von seiner heiteren und ausgeglichenen Persönlichkeit angetan. Er starb am 23.10.1986 in seinem geliebten Bad Wörishofen während einer Kur.
Leger, Herbert *20.04.1929 in Brünn, wurde später Schriftsteller, Medienexperte, Unternehmensberater. Als Sohn des akadem. Malers Rudolf Leger (siehe “Lexikon“ S.127) wuchs in einer Familie auf, in der großer Wert auf Kunstsinn und musische Bildung gelegt wurde. Schon als Schüler erkannte er nach vielen Gesprächen mit Eltern, Lehrern und anderen, welche Macht das geschriebene oder auch gesprochene Wort entwickeln kann. Bereits in diesen jungen Jahren schreibt er für die Lokalpresse, aber auch für überörtliche Blätter und kommt damit der sich früh zeigenden Neigung wie Befähigung nach, Sachverhalte klar darzustellen, Stimmungen zu vermitteln, auf Menschen zu wirken in Wort und Schrift. Nach Volksschule und Realgymnasium wird der mit seiner Mutter 1946 aus der Tschechischen Republik ausgewiesen. Drei Schuljahre bis zum Abitur muß er noch hinter sich bringen. Bereits in dieser Zeit, zum Gelderwerb für sich und seine Mutter gezwungen, konnte er sich journalistisch betätigen und da seine Beiträge bei den Hessischen Nachrichten sehr positiv aufgenommen wurden, erhielt er von dort ein Stipendium, das ihm das Studium der Zeitungswissenschaften, parallel dazu Psychologie ermöglichte, mit dem er in Marburg begann. Dort lernt er auch seine spätere Frau kennen, doch dazu kam es erst 15 Jahre später.
Die Gewißheit, daß er sich schriftstellerisch betätigen könne, ja solle, erlangte er 1949, als sein erster Roman „Ruf der Drehorgel“ erscheint, der gleich ins Französische, Holländische, Spanische und Italienische übersetzt wurde.
Es folgt das Jugendbuch „Die Zeitungsbrigade“. 1955 während einer Zwischenzeit bei der Deutschen Presseagentur heiratet er seine Studienbekanntschaft mit der ihn eine 40 Jahre einer glücklichen Ehe verbinden wird. Sie, die ebenfalls als Schriftstellerin und Rundfunkjournalistin tätig ist zieht mit ihm nach Freiburg, als er dort eine Verlagsleitung übernimmt. Sie erklären Stadt und Land zu ihrem Lebensmittelpunkt, bauen sich dort ein Haus und arbeiten beide, wenn auch getrennt für Rundfunk und Fernsehen. Er schreibt Drehbücher, Hörspiele und zeichnet verantwortlich für eine Hörfunksendung von über 100 Stunden über juristische Fälle, was andere dazu anregt, Rechtsfragen auch im Fernsehen darzustellen. Offensichtlich aber treibt ihn seine Naturell immer wieder zu neuen Aufgaben, zur Suche nach neuen Ufern wo er anlegen könnte. Da er sich als „ausgeschrieben“ ansieht, folgt er dem Ratschlag seiner Frau und greift zu einem neuen Berufsbild, das ihm über das Amerika-Haus in Freiburg angeboten wird. Kurz entschlossen verbringt er weit über ein Jahr in den USA und läßt sich dort an namhaften Universitäten zum Industrie- und Unternehmensberater ausbilden.
Zurück im alten Europa gründet er, gestützt auf die neu erworbenen Kenntnisse in Freiburg das „eloqu-studio“ und beginnt mit seinen Mitarbeitern, Managern großer Firmen mit Menschen- und Betriebsführung vertraut zu machen. So wird er schnell in den Chefbüros großer und größter Firmen bekannt. Erst um die Jahrhundertwende übergibt er sein Institut jüngeren Köpfen, hält nur mehr Chefarzt-Kolloquien und hat somit wieder Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung, das Schreiben. Das Ergebnis war das Buch „Lieb mich im Herbst“ das 2001 im Schillinger Verlag erschien.
Befragt wie er zu seiner Geburts- und Heimatstadt Brünn stehe meint er, daß man nur stolz sein könne auf diese Stadt, die durch das lange symbiotische Zusammenleben von Deutschen, Juden und Tschechen einen besonderen Charakter hatte; hatte, wie man leider sagen müsse.
(Mehr über Herbert Leger kann man im Brünner Heimatboten 2003, auf den Seiten 91 und 152 nachlesen.)
Leger, Rudolf, * 07.09.1894 Brünn, † 05.11.1945 Plan bei Marienbad. Akademischer Maler. Aus finanziellen Gründen konnte er ein Hochschulstudium nicht beginnen und absolvierte deshalb die Lehrerbildungsanstalt, wo er auch die Prüfung für die mathematisch-technische Fachgruppe für die Bürgerschulen bestand. War Soldat während des 1. Weltkrieges, schwer verwundet an der Isonzofront kam er zurück. Jetzt begann er sein Studium an der Dt. TH Brünn, Architekturabteilung, wo er auch Assistent wurde. 1927 führte ihn das Studium an der Prager Akademie an die Ölmalerei heran. Bald wurde er, auch in tschechischen Kreisen, bekannt und die tsch. TH übernahm Farben-und Kompositionslehre von ihm. Auch als Restaurator erwarb er sich Ansehen, bes. durch die Restaurierung der Rubensbilder in der Liechtensteingalerie in Wien. 1939 erinnerte man sich seiner Unterrichtsbefugnisse und holte ihn an eine Bürgerschule als Lehrer. Im April 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde aber bald entlassen. Er starb an einer Blutvergiftung und dem nachkriegsbedingten Mangel an Blutkonserven und Medikamenten. Später eingegangene Ergänzungen des Sohnes: „Mein Vater wurde unmittelbar nach dem erfolgreichen Besuch der Prager Kunstakademie als Dozent an die Deutsche Technische Hochschule in Brünn berufen (ca. 1925/1926). Ich erinnere mich aus meinen Jugendtagen, daß er dort sehr eng mit Prof. Sternischtie zusammenarbeitete. Er lehrte Farbenharmonie, Aktzeichnen, Aquarellieren und eben die erwähnten grafischen Techniken. In seinem Atelier hoch oben auf dem Haus in der Ponavkagasse 10 stand sogar eine Druckpresse, mit deren Hilfe er seine und die Arbeiten seiner Studenten vervielfältigte. Außerdem leitete mein Vater im Krieg das Kunstgewerbemuseum in Brünn. (…) Jedenfalls weiß ich noch, daß er einen tschechischen Co-Direktor hatte und 1944 die Kunstschätze der Museums in mährische Schlösser auslagerte.“
Marcus, Hermann, Dr. jur.; * 30. 6. 1912 Brünn, † 8. 6. 1981. Journalist. Nach Besuch des deutschen humanistischen Gymnasiums in Brünn Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Prag und Wien. Beamter im Präsidium der Landesverwaltung von Mähren. 1943 heiratet er die Schauspielerin Thea Schober. Nach 1945 Journalist in der Wirt-schaftsforschung München. Ab 1965 Abteilungsleiter eines Industrie-verbandes in Düsseldorf. Ab 1975 freier Berater und Journalist. Autor kritischer Bücher, wie „Die Macht der Mächtigen“ (1970), „Der Spießer-Staat“ (1977), „Wer je vor einem Richter stand“ (1976) und „Die faule Gesellschaft“ (1978). Musikschule in Brünn, wurde vom Domorganisten und Komponisten Oskar Nedbal unterrichtet. Gründete bereits im Alter von 15 Jahren ein Salonorchester. Gab später Konzerte im Deutschen Haus als Kapell-meister mit eigener 40-Mann-Kapelle. Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Dirigent an bekannten Theatern in Wien, Teplitz-Schönau, Aussig und am Theater Marburg an der Drau. Nach dem Zweiten Weltkrieg als Pianist beim Salonorchester in Triberg/Schwarzwal tätig.
Masanetz, Guido; * 17.05.1914 Friedek (Österreichisch-Schlesien). Künstler, Komponist, Musiker etc. Er wuchs ich in einer sehr musikalischen Familie auf. Sein Vater war Stadtkämmerer und Laienmusiker (Obmann des Musikvereins von Friedeck-Mistek und Umgebung). In der Wohnung stand ein Flügel und Klein- Guido fühlte sich schon mit 4 Jahren zu ihm hingezogen. Ab dem 6. Lebensjahr hatte er 4 Jahre lang Klavierunterricht und Unterricht in Musiktheorie in Friedek. Mit 10 Jahren spielte er bereits zu den Messen in der Kirche Orgel und im Stummfilmkino Klavier, zunächst alleine, später 3 Jahre mit Orchester. So lernte er ein umfangreiches Orchester-Repertoire kennen. Durch hervorragende Geiger die zur Familie ins Haus kamen, lernte er die Konzert-Literatur kennen und war fasziniert vom Einfallsreichtum der Komponisten. Daß er nicht zu Leoš Janáček zum Unterricht geschickt wurde, der nur 15 km von Friedek entfernt in Hochwald (Hukvaldy) lebte, hat er sehr bedauert. Barfuß lief er kilometerweit den tschechischen Militärkapellen nach, ebenso den umherziehenden Zigeunerkapellen. Es war für ihn ein großes Glück, zwischen den beiden großen Traditionen, der österreichischen und der deutschen geboren worden zu sein, mit all den slawischen Einflüssen vor Ort. Seine Kindheit war voller Musik.
Nach der deutschen Volksschule in Friedek besuchte er das Deutsche klassische Gymnasium in Mährisch Ostrau. Ab 1933-1935 wurde er von Prof. Gustav Götz (Städt. Musikschule Mähr. Schönberg) zum Konzertpianisten ausgebildet. Als er 1935 zum aktiven Militärdienst einberufen wurde konnte er diesen zwei Jahre lang als Militärmusiker beim tschechischen 35. Infanterieregiments in Pilsen abdienen. Dort wurde er auch des öfteren als Statist zuz Opernaufführungen abkommandiert. Auch Schöffe bei Gericht war er wegen seiner tschechischen Sprachkenntnisse.. Zugleich nahm er während dieser zwei Jahre Unterricht in Musiktheorie bei Prof. Josef Bartovsky an der Musik-Hochschule Pilsen.
In der zweiten Jahreshälfte 1938 kam er als Ballettrepetitor ans Brünner Stadttheater. Dort komponierte er auch seine erste Operette „Barbara“. Der Text stammte von Erich Elstner, Dirigent der Brünner Uraufführung war Fritz Mareczek.
Nach der Zeit als Ballettrepetitor wurde er Konzertpianist bei Radio Brünn. Die dortigen Dirigenten Břetislav Bakala und Jan Plichta förderten ihn, er habe ihnen Vieles zu verdanken. Im Kriege leitete er ab 1942 eine Militärkapelle. Im gleichen Jahr erfolgte am Bautzener Stadttheater die Uraufführung seiner dritten Operette „Die Reise nach Budapest“ unter seiner musikal. Leitung.
Vom Fronteinsatz blieb er verschont, da er ab Mitte 1943 bis Kriegsende in der Dolmetscherschule in Halle Russisch lernte.Nach Kriegsende war er in der Nähe von Zittau zwei Monate in russischer Kriegsgefangenschaft, wo er ein Lagerorchester aufbauen konnte. Ende Juli wurde er Kapellmeister anm Zittauer Theater.
Guido Masanetz wurde nach dem 2. Weltkrieg als Deutscher Komponist in der ČSSR am meisten aufgeführt.
Große Freundschaft verbindet ihn mit dem Prager Komponisten Jan F. Fischer und dem Musik- und Theaterkritiker Vladislav Jáchymovsky aus Karlsbad, der des öfteren in der Karlsbader Zeitung über Masanetz berichtete.
Guido Masanetz selbst sagt:
Meine Gesinnung zu den tschechischen und slowakischen Landsleuten war seit meiner Kindheit von Loyalität geprägt. Sie sind für mich keine Ausländer. Viele haben mir fachlich sehr geholfen und haben damit den Grundstein für meine spätere Karriere gelegt.Dafür bin ich ihnen zutiefst dankbar. Das von mir im Jahre 2000 komponierte Orchesterlied „Wir alle müssen Freunde sein“ empfinde ich als Geste der Verbrüderung der Völker.
Karel Gott mit diesem Lied auf einer Monsterveranstaltung sähe ich als Vision meines Herzens.
Guido Masanetz wurde für sein Werk vielfach geehrt, hier eine kleine Auswahl:
1951: Kunstpreis des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)
1960 Kunstpreis der DDR
1977: Kunstpreis der „Berliner Zeitung“
1979: Nationalpreis der DDR für die Vertonung des indischen Sanskrit-Stückes „Vasantanesa“
1969: Ehrenbürger des Ostseebades Prerow
2004: Ernennung zum Musikdirektor während der Elblandfestspiele in Wittenberge
2007: Sudetendeutscher Kulturpreis für Musik 2007
Mattauschek, Leopold, * 13.8.1891 Brünn. Kapellmeister. Besuchte die Musikschule in Brünn, wurde vom Domorganisten und Komponisten Oskar Nedbal unterrichtet. Gründete bereits im Alter von 15 Jahren ein Salonorchester. Gab später Konzerte im Deutschen Haus als Kapellmeister mit eigener 40-Mann-Kapelle. Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Dirigent an bekannten Theatern in Wien, Teplitz-Schönau, Aussig und am Theater Marburg an der Drau. Nach dem Zweiten Weltkrieg als Pianist beim Salonorchester in Triberg im Schwarzwald tätig.
Moder-Kleebinder, Anny; * Marburg/Steiermark, † 1962 Wien. Hauswirt-schaftslehrerin. Hatte die Lehrbefähigungsprüfung als Fachlehrerin für hauswirtschaftliche Frauenberufe abgelegt. Von 1913 bis 1938 wirkte sie als Fachlehrerin an der Schule des Brünner Frauenerwerbsvereines und gehörte dem Lehrkörper der Bildungsanstalt für Haushaltungs-Fachlehre-rinnen an. Verfaßte vorbildliche Kochbücher sowie Lehrbücher für den Unterricht, die im Verlag Rud. M. Rohrer Brünn erschienen sind. Nach der Vertreibung aus Brünn war sie in Wien als Chefköchin beim briti-schen Oberkommando tätig.
Müller, Hans; Künstlername Jan Toman; * 17. 3. 1927 Brünn. Maler. In einem musisch ambitionierten Elternhaus aufgewachsen, frühzeitig Vor-liebe fürs Zeichnen. Bereits mit 9 und 10 Jahren mit seinem Vater ausge-dehnte Ferienreisen, auf welchen er zahlreiche Zeichnungen und Skizzen anfertigte. 1938 Gregor-Mendel-Oberschule Brünn. Prof. Bödö lehrte ihn, Gesehenes auf das Elementarste zu reduzieren, Prof. Neudert die exakte Darstellung. Ausführliche Weiterbildung in Kompositionslehre und den diversen Maltechniken 1939 durch den neuen Zeichenlehrer Prof. Hans Wacha (Lexikon S. 194) in dessen Nachmittagsunterricht an seiner Kunst-gewerbeschule. 1944 Arbeitsdienst, ab Januar 1945 Einsatz bei der Marine. 1946 fand er seine Eltern bei Passau wieder, erhielt die Familie durch Bemalen von Lampenschirmen. 1952 Werbeleiter bei einem Mode-haus und kurz darauf Gründung einer Werbefirma, die bald von Erfolg begleitet war. Durch mehrere Jahrzehnte Mitglied der Albrecht-Dürer-Gesellschaft. In der Zeit von 1948 bis 1996 etwa 60 Ausstellungen von Gemälden und Zeichnungen vorwiegend im ostbaierischen Raum. 1988 erhielt er den Kulturpreis der Gemeinde Tiefenbach (bei Passau), seinem Wohnsitz. Der 1951 geschlossenen Ehe entstammen drei Kinder.
Nebehosteny, Josef; * 1852 Wien, Stadtbaumeister und Architekt in Brünn. Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien und Prag. Errichtete in Brünn zahlreiche bedeutende Großbauten wie das Haupt-bahnhofsgebäude, das Justizpalais, die Kavalleriekaserne, einige Schul-, Bank- und Fabrikgebäude. Ritter des Kaiser-Franz-Josef-Ordens.
Prennel – Tomischka, Marthl, * 15.02.1920 Brünn, † 25.10.2007 in Bad Wörishofen. Schon mit 10 Jahren begann sie mit dem Geigenspiel. Den ersten Unterricht erhielt sie an der Brünner Musikschule, der sie lange Jahre treu blieb. Wichtige Impulse wurden ihr in der Jugendbewegung (Sudetendeutscher Wandervogel) vermittelt, wo sie früh ihre Vorliebe für das echte Volkslied entdeckte und sich schon mit 14 als Chorleiterin betätigen konnte. Zeitlebens galt ihre Vorliebe der Chorleitung. An der Brünner Musikschule hatte sie alle Nebenfächer belegt, Klavierunterricht dazu genommen und selbstverständlich die Orchester- und Kammermusikklassen belegt.
Die Staatsprüfung legte sich 1941 am Prager Konservatorium ab. Bereits vorher, gleich nach der Matura (Abitur) war sie an der Brünner Musikschule für Geige, Kindersingen, Chorgesang und allgemeine Musiklehre unter Vertrag genommen worden. Der Brünner Rundfunk rief sie als Geigensolistin ebenso wie mit ihrem Chor, und später war es der Prager Rundfunk. Ab 1948 lebte sie in Passau. Dort heiratete sie 1950 Carl Prennel. Die Passauer Neue Presse berichtete über ihre schnellen Erfolge (Auszüge): „Als Marthl Tomischka 1948 aus Prag in ihre neue Heimat Passau kam, ahnte sie noch nicht, daß sie hier die Begründerin und maßgebliche Gestalterin der Passauer Musiklandschaft werden würde. Die Vollblutmusikerin und Pädagogin stieß 1949 zu dem wieder gegründeten Volkschor Passau und wurde kurz darauf dessen Leiterin.
Sie formte den Chor zu einem überregional beachteten Klangkörper, der beim Bundeschorfest in München (1958) und Berlin (1959) und dreimal bei „Europa cantat“ auftrat. Bis zur Auflösung des Chores 1993 dirigierte sie ihn, gestaltete ein interessantes Repertoire von unverfälschter Volksmusik über Kirchenliteratur bis zu wichtigen klassischen Werken. Unter ihrer Leitung ersang sich der Volkschor erste Preise“.
1949 gründete sie einen Kinderchor, eine Stubenmusik und auch das Passauer Adventsingen im Stadttheater, das zu einer festen Institution wurde. Marthl Prenner gehörte 1953 aber auch zur Gründergeneration der Städtischen Musikschule. Sie unterrichtete (Baß)-Geige, Harfe, Hackbrett und Zither. Eine ihrer großen pädagogischen Leistungen waren die Einführung der musikalischen Früherziehung und die Organisation von „Jugend musiziert“. Von 1983 – 1985 war sie Direktorin der Städtischen Musikschule. Bei aller Disziplin die in ihren Unterrichts-stunden herrschte, wußte sie die Freude an der Musik zu vermitteln. Für sie waren E-Musik und U- Musik gleich wichtig. Wer ihre Musikunterricht in der Schule genoß, wird sich daran erinnern, daß sie gerne Rossini zitierte, der sagte: Es gibt keine leichte und schwere Musik sondern nur gute und schlechte. Auch bei der Gründung der Festspiele Europäische Wochen Passau war sie von Anfang an dabei und saß lange im Programmausschuß. Dafür wurde sie mir der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Auch die Stadt anerkannte ihre enorme Leistung durch Überreichen des Kulturellen Ehrenbriefes 1970. Als Musiklehrerin, Chorleiterin und Konzermeisterin ist sie vielen, nicht nur in Passau unvergeßlich.
Raab, Richard, * 27.3.1905 Guldenfurt, † 31.8.1967 München. Geboren als südmährisches Weinbauernkind, wagte er seinen ersten, gar nicht so bescheidenen Sprung in die Selbständigkeit mit der „Guldenfurter Weinstube“ in der Brünner Jakobsgasse. Die nächste (Erfolgs-) Stufe erklomm er mit dem Erwerb des Hotels Astoria, dann mit der Übernahme der Gastronomie des Deutschen Hauses zu Brünn. Diese geachtete, erfolgreiche und mit Reputation verbundene Stellung wurde durch die Vertreibung beendet. Sie bedeutete, wie für die meisten Brünner, den Verlust nicht nur von Stellung und Ansehen, sondern auch vom hart erarbeiteten Vermögen. Daß er aus tschechischer Haft in Prag vorzeitig entlassen wurde, verdankte er nicht zuletzt seinen zahlreichen tschechischen Angestellten, die sich spontan mit einer Unterschriftenaktion für ihren einstigen Chef eingesetzt hatten.
Mit der Familie in Bayern angekommen, ermöglichte ihm eine halbjährige Tätigkeit bei einem Bauern Fuß zu fassen und zugleich Ausschau zu halten nach einer Beschäftigung in seinem Fach. Die fand er in Starnberg, wo er Geschäftführer im Hotel Bayerischer Hof wurde. Zugleich hielt er Ausschau nach einer Möglichkeit seine bewährten Eigenschaften in der Gastronomie zur Geltung zu bringen. Der von den Besitzern offensichtlich abgeschriebene Franziskanerkeller in München erschien ihm als eine, seinem Tatendrang angemessene Chance, die er auch ab 1950 wahrzunehmen verstand. Er übernahm das Lokal. Dort bot er auch seinen Landsleuten, der Bruna eine willkommene Möglichkeit des Treffens. 1955 sieht ihn als Chef der Gastronomie im Deutschen Theater in München, die sich im Fasching auch auf den Silbersaal und den Weißwurstkeller ausdehnte. Ein Jahr später aber kam die große Aufgabe für das bewährte Gastwirts-Ehepaar: der Hackerkeller auf der Theresienhöhe in München. Auch den Brünnern, die in München und Bayern ansässig geworden waren, bot er dort erneut einen beliebten Treffpunkt.
Leider konnte er die Ernte seiner jahrelangen, engagierten Arbeit nicht selbst einfahren. Viel zu früh mußte dieser Südmährer, der zum Brünner geworden war, seine Familie und seine Gäste verlassen.
Rappawi, *Anton – 10.6.1873, - +4.9.1948 - Lehrer in der Brünner Blindenanstalt.
Er zählte zur Gruppe der Tyflopäden (Anm.: Tyflopädie = Spezialpädagogik für Blinde), die außer ihrer praktischen Arbeit viel publizierten. In seinen Schriften setzte er sich für die Beseitigung schädlicher Legenden ein, die um die Fähigkeiten Blinder kreisten.
Er kam in der Nähe von Brünn als Halbweise zur Welt. Die Mutter übersiedelte bald nach Brünn, wo sie ihren Lebensunterhalt leichter fand. Volks- und Bürgerschule besuchte er in Brünn. Die Matura absolvierte er am Brünner Gymnasium im Jahre 1892. Mit Privatunterricht bestritt er zum Teil die Ausbildungskosten. Die Befähigung zur Unterrichtung Behinderter erwarb er im Jahre 1902 in Brünn. Alle Schulen die er besuchte waren deutsch. Prüfung in der tschechischen Sprache vollzog er im Jahre 1901.
Seine Bildung gewann an Umfang. Er immatrikulierte an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Prager Deutschen Universität. Es ist besonders bemerkenswert, daß er in der ersten Zeit seiner Tätigkeit an der Blindenanstalt in Brünn Bürstenbinderei erlernte und auch eine bestimmte Zeit Geselle war.
1892 begann er in Botenwald/Butovice zu unterrichten. Im Jahre 1896 beginnt er als Blindenlehrer in der Brünner Blindenanstalt, wo er bis zum Jahre 1934 tätig war. In dieser Zeit war er in verschiedenen Studienwegen tätig. Er unterbrach seine Brünner Tätigkeit auf ein halbes Jahr um einer Bitte der Führung des Klara- Institutes in Prag nachzukommen, wo er sich bereit fand zeitweilig als Sekretär zu fungieren.
Zu seinen Schülern hatte er eine außerordentlich gute, ja schön zu nennende Beziehung. Tschechische Schüler unterrichtete er tschechisch. Ihn zeichnete eine außerordentliche Geduld aus. Er schuf Lehrhilfsmittel an denen ständig Mangel war. Besonders fesselnd seine Zeichnungen, die er auf dem 12. Internationalen Kongreß der Blindenlehrer ausstellte. Als Lehrer war er vielseitig orientiert. Neben den allgemein zu behandelnden Fächern gab er instrumentellen Musikunterricht, am meisten an der Orgel.
Nach dem zweiten Weltkrieg zog er aus unklärbaren Gründen aus Brünn weg, wurde aber als Deutscher mit seiner großen Familie in der Folge ausgewiesen.
Außerordentlich umfangreich ist seine publizistische Tätigkeit. Wenn er Erziehungs- und Bildungsfragen zum Allgemeingut machen wollte, ging er immer von der Praxis aus. Die Erfolgsgrundsätze der Blindenausbildung bestimmte er so: a) ein blindes Kinde ist vor allem ein Kind. Es ist daher nötig es so zu erziehen wie andere Kinder. Für Spontaneität keinen Raum lassen; b) von außerordentlicher Wichtigkeit ist die frühzeitige Beschäftigung eines blinden Kindes; c) nicht zulassen, daß Mitleid über den Verlust der Sehkraft das Hauptmotiv bei der Sorge um das Kind ist.
Außerordentliche fachliche Bedeutung hat ein Referat, gehalten am 4. Blindenlehrertag und Blindenbetreuungstag in Brünn im Jahre 1909.. Es enthält Formen und Reformen der Erziehung und Ausbildung von Blinden.
Er schlägt vor einige Kapitel aus den gebräuchlichen Lehrbüchern in die Lehrbücher für Blinde zu übertragen. Das Komitee für Lehrbücher sollte seiner Ansicht nach die Möglichkeit der Übernahme ausgewählter Artikel aus den Lehrbüchern für Blinde und die Aufnahme in die Lehrbücher für Nicht-Blinde erwägen. Die Kongresse der Lehrer sollten nur Arbeitscharak-ter haben. Vertiefung der Blindenausbildung durch Wechsel der Methoden und Verlänge- rung der Schulzeit. Die gleiche Zeit für die Ausbildung aufwenden, wie für die Nicht-Blinden. „Es ist höchste Zeit“, sagte er schon vor mehr als 90 Jahren, „aus der Stagnation der derzeit benutzten Methoden und Arbeitsformen aufzuwachen“ und entschieden nicht an alten und überholten Methoden kleben zu bleiben. In diesem Sinne herrscht Unsicherheit, ob sich die Lehrer und Erzieher dieser Grundsätze stets bewußt sind.
Sehr fortschrittlich war er in seiner publizistischen Tätigkeit. Mit seinen Ansichten bahnte er den Blinden den Weg in die Gesellschaft unter Betonung der zugemessenen Aufgaben. Er widmet seine Aufmerksamkeit der äußeren Erscheinung der Blinden und ihrem Benehmen in der Gesellschaft, bei Tisch, im Theater und sonstwo. Ordnung im Haushalt eines blinden Kindes ist die Voraussetzung für schnelle Orientierung und ermöglicht so die Erledigung bisher unzugänglicher Aufgaben. Ebenso die Sorge um richtige Aussprache, Sorge um die Persönlichkeit der Blinden und ihrer positiven freien Eigenschaften, Übungen im Beurteilen, Kunsterziehung und anderes.
A. Rappawi hat sich scharf abgesetzt von denen, die da proklamierten, daß höhere (Aus-) Bildung den Blinden mehr schadet als sie unterstützt, da sie sich ihrer Position tiefer bewußt würden.
Bedauerlicherweise verfielen seine zahlreichen Veröffentlichungen voller Weisheit mit der Zeit der Vergessenheit. Es sind kurze, aber klar konzipierte Büchlein, aus denen seine Liebe zu der Berufung die er sich erwählte, herausklingen.
Er schrieb:
Gedichte von Blinden (1907); Die Kunstwarte (1908);Jarní radovánky (Frühlingsfreuden)(1909);
Die Kunstwarte (1910); Die Erziehung des blinden Kindes im Elternhause (1913); Výchova slepého dítěte (Die Erziehung des blinden Kindes) (1913); Naturfreuden der Blinden (1914); Licht und Arbeit (1915); Beiträge zur Geschichte der Kriegsblinden (1917); Výlet nevidomých dětí (Ein Ausflug blinder Kinder) (?); Die Jugendblinden nach dem Weltkriege (1919); Mladiství slepci po válce (Blinde Jugendliche nach dem Kriege) (1919); Menschen, die mit den Fingern schauen (1920); Handbuch des Blindenunterrichtes (1933); und weiteres.
Es ist erforderlich daran zu erinnern, daß er deutsch und tschechisch in der Reihenfolge schrieb, wie es im Verzeichnis seiner Publikationen aufgeführt ist.
Ein Schreibheft für Brailleschrift von A.Rappawi kann man in der Abteilung DTI TMB finden.
(Quelle: Josef Smekal)
Roller, Margarete; wurde im Jahre 1881 geboren, als jüngstes Kind von insgesamt 8 Geschwistern. Mit 12 Jahren verlor sie ihren Vater, der als Zeichenprofessor an der Brünner Staatsrealschule wirkte, an derselben Anstalt, an der auch P. Gregor Mendel tätig war. Die Vormundschaft über das 12jährige Mädchen führte ihr ältester Bruder Alfred Roller. Dieser war als Direktor der Wiener Kunstgewerbeschule und Bühnenbildner der beiden Wiener Hoftheater und anderer ausländischer Bühnen weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Unter seiner Fürsorge fühlte sich Margarete wohl behütet und geborgen. Von ihrer Mutter, der hochgebildeten Frau Charlotte Roller, hat Margarete als kostbarstes Gut einen wahrhaft josefinischen Charakter mit auf den Lebensweg bekommen.
Früh schon interessierte sie sich für den Kinderschutz, der bis zur Zeit vor dem 1. Weltkrieg stark zerspilttert war und dadurch im Argen lag. Ähnlich wie in Böhmen bereits erfolgt, sorgte man nun auch für Mähren für eine Zusammenführung aller einschlägigen Kräfte. Am 25. Januar 1911 wurde im großen Saal der Brünner Statthalterei die Deutsche Landeskommission für Kinderschutz und Jugendfürsorge in Mähren konstituiert.
Wesentlich an dieser Gründung beteiligt war Margarete Roller, inzwischen 30 Jahre alt und Fachlehrerin. Sie erwies sich als treibende Kraft für die Zusammenfassung und Organisation aller Sparten der Jugendfürsorge. Es war ein Glücksfall für die neugegründete Organisation, daß sie zur Sekretärin gewählt wurde.
Das hohe Ziel, das der DLK stets voranleuchtete, die vorzügliche Führung von Frau Dr. Roller, der begeisterte und bestens geschulte Mitarbeiterstab, das Haushalten mit einfachsten Mitteln sicherten der Organisation ein solches Vertrauen bei der Bevölkerung und bei den staatlichen Stellen, daß man der weiteren Entwicklung mit größter Zuversicht entgegensehen konnte.
Tatsächlich war die junge Fürsorgeorganisation nun nicht nur dazu berufen, namenloses Elend der Kinder und Familien zu verhüten und die ärgste Not zu lindern, sondern auch gegen eine jetzt stark einsetzende Vielgeschäftigkeit von sich neu bildenden Vereinen und Komitees anzukämpfen und sich allein zu behaupten.
Die langjährige, aufreibende Tätigkeit, welche Margarete Roller in ihrer Eigenschaft als Seele und unerschütterliche Stütze der Deutschen Landeskommis¬sion für Kinderschutz und Jugendfürsorge und der Brünner Bezirksjugendfürsorge entfaltete, der tiefe Einblick in das menschliche Elend tausender Familien, sowie die wiederholt auftretende Unmöglichkeit zu helfen, all das blieb nicht ohne Einfluß auf die Nervenkraft dieser besonderen Frau. Ein Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz brachte ihr aber die alte Schaffenskraft wieder und es zeigten sich, sogar in verstärktem Maße die alten, ihr treu gebliebenen Erfolge.
Anfangs April 1945 ahnte man das nahe Ende des mörderischen Krieges. Die Kriegsgreuel der Feinde, von denen man überall hörte, mögen bei Margarete Roller, deren ganzes Sinnen und Trachten nur dem Wohle ihrer leidenden Mitmenschen geweiht war, den Entschluß haben reifen lassen, ihrem Leben ein Ende zu machen, da sie ihr Lebenswerk der Vernichtung preisgegeben sah. Allen ihren Mitarbeiterinnen verhalf sie dazu, die gefährdete Stadt Brünn rechtzeitig zu verlassen, sie selbst aber blieb — ein beeindruckendes Beispiel selbstloser Pflichterfüllung.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Helene Roller schied sie aus dem Leben.
Schmidt, Harald; * 1957 Neu-Ulm; Unterhalter, Schauspieler. Sohn eines aus Brünn stammenden Vaters. Jugend in Nürtingen. Ausbildung als Kirchenmusiker, Schauspielunterricht in Stuttgart, Engagement an den Städt. Bühnen Augsburg. 1984 am „Kom(m)ödchen“ Düsseldorf als Kabarettist. 1990 im Fernsehen gemeinsam mit Herbert Feuerstein die Sendung „Schmidteinander“. 1992 als Nachfolger von Kurt Felix „Verstehen Sie Spaß?“. Ab 1996 die Dauerserie „Harald-Schmidt-Show“ bei SAT 1 bis Januar 2004. Zwischendurch Betätigung auf dem Schauspielsektor.
Seidl, Josef, Ing.; * 26. 2. 1897 Mödritz, † 14. 7. 1978 Erbach/Donau. Bürgermeister, bedeutende Persönlichkeit der Brünner Sprachinsel. Volksschule in Mödritz, Landwirtschaftliche Landesschule in Kaaden/Eger. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft 1923 Mitglied des Gemeinderates und 1927 bis 1945 Bürgermeister der Marktgemeinde Mödritz. Fortschrittliche Entwicklung der Infrastruktur, vor allem beim Straßenbau, Entwässerung, Schulwesen und Erwachsenenbildung sowie bei der Gründung von landwirtschaftlichen Genossenschaften, der Flurbereinigung und der Einrichtung einer Berieselungsanlage für die örtlichen Gemüsekulturen. Vorbildliche Haltung im Kampf um die Erhaltung der deutschen Minderheit in der Brünner Sprachinsel. Nach der Vertreibung ab 1951 lag ihm als Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter in Erbach die Eingliederung der Heimatvertriebenen am Herzen. Initiierte die Übernahme der Patenschaft durch Erbach und die Einrichtung eines Heimatmuseums. Würdigung seiner Aktivitäten durch Verleihung einer Ehrenmedaille.
Seitner, Richard; Dr. rer. nat.; * 16. 10. 1922 Marchow, Krs. Tischnowitz, † 11. 12. 1993 Seefeld/Obb. (bei Herrsching). Physiker, Unternehmer, Bürgermeister. Volksschule und deutsches Realgymnasium in Brünn. 1940 Reichsarbeitsdienst, anschließend Kriegsdienst, März 1945 in der Eifel schwer verwundet. Studium der Physik an der TH München. 1950 Diplom, 1954 Promotion am Elektro-Physikalischen Institut der TH München. Schon während des Studiums mit zwei Kommilitonen Gründung einer kleinen Firma, die spektralanalytische Präzisionsmeßgeräte herstellte. 1957 eigene Firmengebäude in Hechendorf am Pilsensee/Obb. Firma erlangte internationale Bedeutung durch die spezielle Methodik der Spektralanalyse; Erzeugung von Spektrographen. 1968 Gründung der Firma Meß- und Regeltechnik, Dr. R. Seitner (MUR) in Seefeld/Obb., zeitweise in Herrsching/Ammersee. Lebhafte Geschäftsbeziehungen zu japanischen Firmen. Danach kamen kleinere Firmengründungen hinzu unter dem Namen „Firmengruppe Dr. Seitner“. Es folgte die Gründung des „Arbeitskreises Meßwertaufnehmer (AMA)“, was die Ausrichtung einer neuen Fachmesse, der „SENSOR“, zur Folge hatte. Neben diesem Firmenimperium war Dr. Seitner von 1960 bis 1978 Bürgermeister von Hechendorf am Pilsensee. In seiner Amtszeit Sanierung des alten Wasserleitungsnetzes, Suche nach neuen Wasserquellen, Beteiligung an der Abwasserbeseitigung, Ausbau des Straßennetzes und Neubau der Volksschule. Der 1950 geschlossenen Ehe entstammen vier Kinder. Eine der Nachfolgefirmen wird von der ältesten Tochter Dr. Lieselotte Seitner geführt.
Singule, Rudolf; * etwa 1880 Pola, † 2. 5. 1945 Brünn. U-Boot-Komman-dant. Sohn Brünner Eltern. Fregattenkapitän der altösterreichischen Kriegsmarine. Einer der erfolgreichsten Marinesoldaten im k. u. k. U-boot-krieg. Die 5. Schiffsdivision ließ ihn am 17. Juli 1915 mit seinem U-4 aus der Bucht von Ragusa vecchia vor einem größeren italienischen Flottenverband in Stellung gehen. Unbemerkt kam er an das Flaggschiff „Giuseppe Garibaldi“ heran und versenkte es. Hierfür wurde er mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet. Lebte nach 1918 in Brünn. Ab 1939 Korvettenkapitän in der Deutschen Kriegsmarine. Fiel am 2. Mai 1945 in Brünn durch die Kugel eines Sowjetsoldaten.
Soukup, Friedrich, * 12. 2. 1899 Brünn, Bankbeamter. Herausgeber der Zeitschrift „Elite“. Seine literarischen Werke glühten förmlich und sind voller Sturm und Drang, in der Endphase entschieden expressionistisch. Zahlreiche Gedichte und Dramen (z.B. „Rom“ und „Der Schrei“) sowie Novellen und Tragödien.
Soxhlet, Hubert, geb.1772 in Montjoie (heute Monschau) gest. 1836 in Brünn, gründete im Jahr 1823 in der ehemaligen Schmal’schen Fabrik, Brünn, Große Neugasse 5, mit seinen Söhnen Felix Soxhlet und Eugen Soxhlet die erste Lohnspinnerei von größerer Bedeutung, das Spinn-Etablissement „H.F. & E. Soxhlet.“
Soxhlet, Felix, geb. 1804 in Dalhem, gest. 1855 in Brünn, leitete mit seinem Bruder Soxhlet, Eugen geb. 1808 in Dalhem, gest. 1851 in Brünn die Lohnspinnerei „H.F.&E. Soxhlet“. Die Brüder erbauten in der Vorstadt Obrowitz, Zeile 33 und 34, neue Fabrikgebäude, die sie ständig erweiterten. So entstand die „bedeutendste und großartigste Streichgarn-Spinnfabrik des Kontinents“. Nach dem Tode von Eugen Soxhlet übernahm Felix Soxhlet die Streichgarn-Spinnfabrik auf eigene Rechnung. F. Soxhlet erhielt aufgrund seiner Verdienste für die Stadt Brünn und für Österreich 1849 von Sr. Maj. dem Kaiser die große goldene Civil-Verdienst-Medaille am Bande und im J. 1853 das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens. Die Fabrik trug nun den Namen „k. k. priv. Schafwoll-Feinspinnerei-Fabrik des Herrn Felix Soxhlet“. „Im Jahre 1855 war es (das Etablissement) mit einer Anzahl von 35.000 Spindeln das grösste und leistungsfähigste Unternehmen der Branche in Europa.“ Felix Soxhlet war außerdem Direktor der Brünner Filial-Escompte-Anstalt, Mitglied der Handels- und Gewerbekammer, Direktor der Brünn-Rossitzer Eisenbahn, Mitglied des Brünner großen Gemeinde-Ausschusses.
Steiner, Eduard, * 1896 in Brünn, † 26.11.1964 Endersbach, Kr. Waiblingen. Aufgewachsen in den „Gründen“ Altbrünns. Matura, Lehrerbildungsanstalt. 1. Weltkrieg, nach Rückkehr im Schuldienst der Stadt Brünn. Prags neue Schulpolitik führte zur Schließung von einem Drittel der deutschen Volks- und Bürgerschulen Brünns und machte über 100 junge Lehrer brotlos. Er blieb dank einer abgelegten Zusatzprüfung verschont und konnte an der Knabenbürgerschule in Pohrlitz bis zur Vertreibung tätig sein. Eine weitere Prüfung als „Buchwart“ (Bibliotheksleiter) erforderte großes Wissen aus deutscher und tschechischer Literatur; und er bestand sie. Nach der Vertreibung konnte er in Waiblingen an einer Mittelschule sein Wissen an die Jugend weitergeben. In den Ruhestand verabschiedete er sich als Konrektor, geliebt von seinen Schülern, geehrt von den Eltern und geachtet von seinen Kollegen In der Bruna wurde er Kulturreferent des Landesverbandes Baden- Württemberg, war einer der eifrigsten und beschlagensten Autoren im Brünner Heimatboten. Er hielt unzählige Vorträge, vor allem aber widmete er sich der Gestaltung und Weiterentwicklung der „Brünner Heimatstube“, was die räum-liche Enge des von der Stadt Schwäbisch Gmünd zur Verfügung gestellten Raumes behinderte. Sein Tod war auch für die Bruna ein bitterer Verlust, hinterließ eine Lücke, die so leicht nicht zu schließen war.
Storek, die Brünner Stahldynastie (anklicken)
Stowasser – ein (Brünner) Musikergeschlecht
Am Beginn steht
Adolf Stowasser, geboren ca. 1850 in Schönthal bei Karlsbad; 1910 auch dort verstorben. Er wurde in Petschau bei Marienbad zum Flötisten ausgebildet und begann seine Berufslaufbahn beim Orchester Bad Arosa in der Schweiz. Sehr erfolgreich in dieser Position gelang es ihm soviel zurückzulegen, daß es für einen Hausbau in Schönthal langte wo er dann jeweils den Winter verbringen konnte. Dort kamen dann auch die beiden Söhne Anton und Alexander zur Welt, um prompt in seine Fußstapfen zu treten.
Anton Stowasser, geb.1898 in Schönthal, der als Geiger und Saxophonist mit seinem „Salon-Orchester Toni Stowasser“ seine Zuhörer in Karlsbad, Marienbad und nach der Vertreibung auch in Dortmund in Stimmung zu setzen verstand.
Alexander Stowasser, geb. 1902 in Schönthal, ausgebildet zum Flötisten in der Musikschule Petschau bei Marienbad, mit einem ersten Engagement beim Philharmonischen Orchester in Göteborg/Schweden. Aus mancherlei Gründen (u.a. Notlage als Folge der Inflation) verließ er Schweden und immigrierte nach Brünn. Damit beginnt die Brünner Fortsetzung des Musikergeschlechtes; er wurde 1. Soloflötist beim Deutschen Philharmonischen Orchester Brünn.Offensichtlich gefiel es ihm in Brünn, denn es dauerte nicht lange und aus Adelheid Piramovsky wurde seine Frau, Adelheid Stowasser.Dieser Ehe entsprangen zwei Kinder, die Tochter Helga Stowasser, später verehelichte Hasenau, geb. 1927 in Brünn und dann
Peter Stowasser, geb. am 8. Jänner 1931 in Brünn. Er begann seinem Violinunterricht bereits mit 8 Jahren bei seinem Vater und anschließend beim Brünner Musikverein, wo er Unterricht von Maria Appelt (die auch Helmut Bräunlich und Marthl Prennnel-Tomischka –siehe dort- ausbildete) erhielt. Mit 11 Jahren spielte er schon mit seinem Orchester beim Brünner Rundfunk. Zwei Jahre später, 1944, errang er den ersten Preis beim Musischen Wettbewerb Rudolfinum Prag in der Kategorie bis 14 Jahre.
(Nebenbei bemerkt errang bei diesem Wettbewerb ein anderer Brünner Musiker den 1. Preis bei den älteren Bewerbern: Helmut Bräunlich, der spätere Primgeiger bei renom-mierten Orchestern in den Vereinigten Staaten, Konzertmeister, Solist und Kammer-musiker. Mehr im „Lexikon Bedeutender Brünner Deutscher“.)
Nach der Vertreibung sah er keine Möglichkeiten ein Musikstudium aufzunehmen, verlor drei Ausbildungsjahre durch Arbeit in der Landwirtschaft, bis ihm endlich 1948 ein Stipendium beim Siegerlandorchster (dem bis 1955 eine Musikschule angeschlossen war) ermöglichte seine Ausbildung an der Geige in Köln bei den Professoren Körner und Metzker aufzunehmen. 1952 wurde er als Lehrer an die erwähnte Musikschule übernommen (bis diese 1955 ihre Pforten schloß). Im gleichen Jahr wechselte er auch zur Bratsche, wurde Solo-Bratschist am Landestheater Detmold und immatrikulierte an der Musikakademie Detmold. Ab 1955 Solobratschist im Gürzenich- Orchester der Stadt Köln. Es folgten Solokonzerte beim Westdeutschen- und beim Bayer. Rundfunk. 1984 folgte eine Berufung als Solo- Bratschist in das Orchester der Bayreuther Festspiele. Er war häufiger Gast in deutschen, holländischen, belgischen und französischen Opernhäusern, bis er sich 1996 in den Ruhestand verabschiedete.
Eine kurze Rückkehr in die Geburts- und Heimatstadt sei auch noch erwähnt: 1959 war es ihm vergönnt mit dem Rheinischen Kammerorchester in Brünn aufzutreten, wo man im „Besední dům“ mit bemerkenswerten Ovationen aufgenommen wurde. Zu erwähnen sind auch noch sein Kammermusikstudium beim Alban Berg Quartett, die Solokonzerte im Nordrheinischen Raum und bei den Siegener Schloßfestspielen sowie Kammermusik-sendungen beim Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Nun aber wenden wir uns dem jüngsten Mitglied in der Stowasserschen Geschlechter-kette zu:
Kai Stowasser, geboren in Köln am 12.12.1966. Es war wohl von vornherein klar, daß er der Musiker der 4. Generation werden würde. Bereits mit 9 Jahren, ein Jahr später als seinerzeit sein Vater, begann er mit dem Geigenunterricht an der Rheinischen Musikschule Köln. Gleichzeitig besuchte er das Musische Gymnasium Köln. Mit 19 Jahren begann er das Studium der Viola bei Prof. Moog an der Musikhochschule Köln. Es folgte ein Kammermusikstudium beim Alban Berg- Quartett. 1989 errang er den 1. Preis beim Hochschulwettbewerb Tonger-Preis. 1991 bestand er das Konzertexamen mit Auszeichnung. Und seit 1993 ist er Mitglied des Sinfonieorchesters des Westdeutschen Rundfunks (WDR); zugleich Mitglied mehrerer Kammermusikvereinigungen. Auch Solo-Konzerte mit Tatjana Koslovska am Klavier gehören zu seinen künstlerischen Erfolgen.All das läßt auf eine erfolgreiche weitere Entwicklung hoffen.
Stratil, Franz Xaver, Ing.; * 24. 11. 1889 Brünn-Königsfeld, † 7. 9. 1963 München. Turbinenkonstrukteur, Direktor. Nach Ingenieurstudium an der Deutschen Staatsgewerbeschule Brünn trat er 1911 in die „Erste Brünner Maschinenfabriksgesellschaft“ ein. Konstrukteur der „Kaplan-Schaufel-rad-Dampfturbine“. Als Oberingenieur zahlreiche Dienstreisen ins Aus-land zur Aufstellung und Inbetriebnahme der Turbinen in Elektrizitäts-werken, wie z.B. 1935 in ULAN-UDE (nahe Bajkalsee, Sibirien), 1940 für reichsdeutsche Hydrierwerke, und – in Coproduktion mit BBC Mannheim – Schiffsturbinen für das deutsche Schlachtschiff „Tirpitz“. 1934 Prokurist und Leiter der Abteilung Turbinenbau, 1940 Direktor der Abteilung Dampfturbinenbau. Nach der Vertreibung ab 1947 wieder im Turbinenbau tätig bei der Firma Kraus-Maffei AG in München-Allach, nebenher Berater bei Blohm & Voss in Hamburg. 1959 mit 70 Jahren in Ruhestand.
Streit, ein Brünner Musikergeschlecht. Die Wurzeln der Brünner Musikerdynastie Streit können bis ins 18. Jahrhundert zurück verfolgt werden. Den Anfang machte
Leopoldus Streit,
geboren am 14. Juli 1777 in Hangenstein bei Bergstadt, Bez. Römerstadt (Nordmähren). Ab 1796 lebte er in Brünn. Zum Lehrer ausgebildet begann er mit 19 Jahren seine Tätigkeit an der „Trivialschule auf der Vorstadt Kröna“ zu Brünn. Sein dortiger Kollege Karl Nanke aus Neutitschein, zugleich Chorsänger bei St.Jakob und später sogar Regens Chori (wir würden heute Chorleiter sagen) bei St.Peter, erkannte seine musikalischen Begabungen und förderte ihn. Streit verließ nach zwei Jahren die Trivialschule und wurde im Juni 1812 Chorist bei St.Peter.
Heiratet Franziska Wolf, eröffnete einen Garn- und Zwirnhandel. Am 14. Juli 1812 erlangte er das Brünner Bürgerrecht.
Er beherrschte theor. und praktisch viele Musikinstrumente, erteilte auch Unterricht. Besteht Musikprüfung am 30.03.1813 mit sehr gut und wird ab 30.04.1815 Regens Chori bei St. Jakob.
L. Streit lebte bis zu seinem Tode ständig in Brünn. Er, der die Musikerdynastie begründete, starb an Altersschwäche 1848.
Aus seiner Ehe mit Franziska Wolf stammen zwei Kinder. Die Tochter Aloisia Streit * 1808,
Klavierkünstlerin und Komponistin. 1828 komponierte sie Variationen für Klavier über die österr. Volkshymne.
Der Sohn
Eduard Streit 1806 – 22.03.1871.
Dessen musikalisches Talent erkannte sein Vater bald und ließ ihn entsprechend ausbilden. Schon mit 18 Jahren bewarb sich Eduard Streit um die verwaiste Organistenstelle bei St. Jakob. Er setzte sich bei Probespielen und weiteren Prüfungen durch und am 23.10.1827 erhält Eduard Streit, ausgewählt aus 4 Bewerbern die Stelle, als „....talentvoller und äußerst fleißiger Mann, ausgerüstet mit theoretischen und praktischen Kenntnissen, zudem auch Kompositeur und in jeder Beziehung zu dem Dienst eines Organisten an der St. Jakobskirche...geeignet......“
Streit betätigt sich auch als Musiklehrer.
Mit Eduard beginnt die zweite Generation der Musikerfamilie Streit den Aufstieg, eine zeitlang noch neben dem Vater, der weiterhin Regens Chori an St. Jakob war. Auf Bitten des Vaters wurde Eduard sein Nachfolger als Regens Chori bei St.Jakob, berufen durch den Magistrat am 26.8.1846
Eduard Streit, liebenswürdig und gebildet, war auch als Musiklehrer geachtet und beliebt. Er schuf eine ganze Reihe von Kirchenkompositionen, Graduale, Offertorien, Messen, sogar eine Oper. Als Kaiser Franz II. im August 1836 nach Brünn kam, dirigierte er eine von ihm selbst verfaßte Kantate, wofür ihm ein Belobungsdekret zuteil wurde. Auch trug er viel zur Verbreitung und Veredelung der Hausmusik bei.
Seine Gattin Anna, geb. Bobrowsky schenkte ihm zehn Kinder, starb aber, erst 35 Jahre alt, an einem „Nervenfieber“. Seine zweite Ehefrau, Johanna Hofholzer aus Nikolsburg, spielte um 1850 herum eine ziemliche Rolle im Musikleben. Ihre Mutter brachte ihr erste Kenntnisse im Klavierspiel bei und bereits mit 10 Jahren betrat sie das Konzertpodium. Als sie mit ihren Eltern später nach Brünn übersiedelte trat sie wiederholt als Konzertpianistin vor das Publikum und wirkte als eine der besten Kräfte in dem neugegründeten Musikverein.
Aus dieser Ehe entstammt der (einzige) Sohn
Robert Josef Streit * 04.03.1851 † 15.07.1924.
Wirkte seit 15.09.1872 als Musikprofessor an der Brünner Musikvereinsschule.
Gab zuerst Violinunterricht und später ausschließlich Klavierunterricht, bis ihn der Tod seiner verdienstvollen Tätigkeit entriß.
Diese Daten berichten über die musikalische und pädagogische Tätigkeit von drei Generationen der gleichen Familie im deutschen Brünn.
Taborsky, Ludwig, Dr. med., * 17. 3. 1921 Brünn. Medizinalrat. Nach der Matura 1940 am Humanistischen Gymnasium Brünn, an dem er auch Schulsprecher war, Medizinstudium in Prag. Nach zwei Semestern Unter-brechung durch den Kriegsdienst, Einsätze in Finnland und Griechenland, danach Fortsetzung des Studiums in einer Studentenkompanie in Graz. Bei Kriegsende Leiter eines Feldlazaretts in Jugoslawien. Nach Graz zurückgekehrt Promotion zum Dr. med., Werksarzt bei den Montan-werken in Donawitz. Ausbildung zum Internisten und Oberarzt am Krankenhaus in Leoben. Dort eröffnete er eine Praxis für Innere Medizin. Auf Grund seiner wissenschaftlichen Gründlichkeit bald einer der belieb-testen Internisten der Steiermark. Für seine Verdienste wurde ihm der Ehrentitel „Medizinalrat“ verliehen sowie die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz der Steiermark. Auch sein Sohn,
Taborsky, Michael Ludwig, Prof. Dr., * 8. 2. 1955 Leoben, hat es weit gebracht. Nach seinem Doktorat im Fachgebiet Biologie wurde er Vize-direktor am Konrad-Lorenz-Institut für vergleichende Verhaltens-forschung in Wien. Das Jahr 2000 brachte seine Ernennung zum Titularprofessor und die Berufung an die Universität Bern, die ihm den Lehrstuhl für Verhaltensökologie und die Leitung des Instituts für vergleichende Verhaltensforschung übertrug. Als Anerkennung für seine Arbeit wurde ihm der Theodor-Körner-Preis verliehen. Die Ergebnisse seiner Forschungsreisen, u. a. zu den Galapagosinseln und zum Tangan-jikasee, machten ihn in der ganzen Welt bekannt. Derzeit ist er Präsident der deutschen Ethologischen Gesellschaft und Generalsekretär des Inter-national Council of Ethology und als solcher mit der Organisation der nächsten Weltkongresse betraut. Außerdem ist er Herausgeber der in Berlin erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift „Ethology“.
Tugendhat, Ernst, Prof. Dr. phil.; * 8. 3. 1930 Brünn. Philosoph, Universitätsprofessor. Tugendhat ist im „Lexikon“ bedauerlicherweise mangels ausführlicher Informationen, erheblich zu kurz erwähnt. Inzwischen liegen uns umfangreichere Ausführungen vor, die hier nachgetragen werden sollen. Er wuchs in Brünn in der vom Architekten Mies van der Rohe geschaffenen, berühmten und lichtdurchfluteten „Villa Tugendhat“ auf. 1938 emigrierte die jüdische Familie über die Schweiz nach Venezuela. Tugendhat studierte in Stanford klassische Philologie. 1949 ging er nach Deutschland, um den Philosophen Heidegger zu hören, aber auch, um seiner Ablehnung jeglicher Kollektivverurteilung Ausdruck zu verleihen. Dissertation über das Verhältnis von Aussage und Wirklichkeit bei Aristoteles. Ein Aufenthalt in Minnesota leitete seine „sprachanalytische Wende“ ein. Lehrte an der Uni Heidelberg. 1975 bis 1980 am Starnberger Max-Planck-Institut. Anschließend an der Freien Universität Berlin. 1990 Aufenthalt in Südamerika, Tschechien und Israel. Ende der 90er Jahre Rückkehr nach Deutschland. Für Tugendhat bedeutet Philosophie, „daß man einen Dialog anstrebt, in dem es um größtmögliche gegenseitige Wahrhaftigkeit geht, d. h. um größtmögliche intersubjektive Rationalität. Ein Streben nach Klarheit des Denkens und nach unbestechlicher Wahrheit“. Lit.: Ti kata tinos. Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer Grundbegriffe – 1958; Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger – 1967. Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie – 1976; Nachdenken über die Atomkriegs-gefahr – 1986.
Valazza, Karl, * 3. 4. 1867 Brünn; † 3. 6. 1902. Lehrer an Bürgerschulen, Direktor. Veröffentlichte Gedichte, Novellen, Essays. Vermittler völki-schen Gefühles, Schriftleiter der Zeitschrift „Jugendland“.
Walleck, Oskar; * 27. 11. 1890 Brünn, † 1. 7. 1976 Coburg. Intendant und Regisseur. Studium der Rechte, ging aber als Zwanzigjähriger ohne Aus-bildung zum Theater. Als jugendlicher Bonvivant an verschiedenen Bühnen. Im Ersten Weltkrieg hochausgezeichneter Offizier (zuletzt Führer einer Kampffliegerstaffel). Ab 1920 Oberregisseur in Frankfurt/M. und Dortmund. 1931 Intendant am Landestheater Coburg, 1933 Braun-schweig. 1934 bis 1938 Generalintendant am Staatstheater München. 1939 Generalintendant der Prager Deutschen Bühnen und sämtlicher deutschen Theater in Böhmen und Mähren. 1943 Kriegsdienst und dreijährige Internierung. Ab 1953 Intendant des Landestheaters Linz mit aufsehenerregendem Spielplan; zahlreiche Erstaufführungen und rund 50 Schauspiele, die bis dahin in Österreich nicht aufgeführt worden waren. Ab 1951 befaßte sich Walleck ausschließlich mit Inszenierungen im Ausland, dessen größte Opernhäuser seine Originalität schätzten, wie z. B. die Mailänder Scala, Florenz, Athen und Rom. Er war mit hohen schwedischen, italienischen und spanischen Orden ausgezeichnet worden.
Wehowski, Alfred, JUDr.; * 25. 5. 1886 Brünn; † 2. 11. 1969 Karlsruhe. Vater Buchhändler aus Oberschlesien, Mutter stammte aus der Brünner Buchhändlerfamilie Karafiat. Nach Besuch des I. Deutschen Gymnasiums in Brünn Jurastudium an der Uni Wien; 1910 Promotion. Danach Advo-katurskonzipient. 1915 freiwillige Meldung zum Kriegsdienst, mehrfach ausgezeichneter Offizier des I. Tiroler Kaiserjäger-Regiments. 1919 Eröffnung einer Rechtanwaltskanzlei in Brünn. Mitbegründer der von Lodgman von Auen ins Leben gerufenen Deutschen Nationalpartei. 1926 Vermählung mit Edith Till, zwei Kinder. 1935 wurde Wehowski zum Vizepräsidenten des Disziplinarrates der Mährisch-Schlesischen Ad-vokatenkammer und 1938 zum Vizepräsidenten dieser Kammer gewählt. Ab 1938 Stadtrat der Gemeinde Brünn. Nach der Vertreibung gelangte Wehowski nach einjähriger Haft bei den Amerikanern 1947 mit einem Transport nach Karlsruhe. Daselbst grün-dete er mit seinem Brünner Kollegen JUDr. Buchta unter schwierigsten Bedingungen eine Rechtsanwaltskanzlei. Als gewandter und unbestech-licher Anwalt wandte er sich der Rechtsberatung und Vertretung Heimat-vertriebener in Lastenausgleichs- und Rentenangelegenheiten zu. Über-dies half er zahlreichen ehemaligen jüdischen Mitbürgern zu ihren Wiedergutmachungsansprüchen. Wehowski war Mitbegründer des Heimatverbandes „BRUNA“, gehörte dessen Vorstand als Rechtsberater an und war Obmann-Stellvertreter des Kreisverbandes Karlsruhe. Besondere Verdienste erwarb er sich um das Zustandekommen und die Durchführung des BRUNA-Bundestreffens 1965 in Karlsruhe. In Anerkennung seiner langjährigen Tätigkeit für den Heimatverband wurde er mit der Goldenen Ehrennadel der „BRUNA“ ausgezeichnet. Wehowski ist stets für die Freiheit und Einigkeit des deutschen Volkes eingetreten. Darüber hinaus prägte ihn seine Toleranz in gesellschafts-politischer, sozialer, rassischer und nationaler Hinsicht.
Weiß, Franz; DipI.-Ing. * 9. 2. 1923 Mödritz bei Brünn, † 31. 10. 1982 München. Architekt, Künstler. 1934 bis 1941 Deutsches Realgymnasium Brünn, Kriegsdienst, in Rußland schwer verwundet. Während eines Lazarettaufenthaltes in Brünn Studium der Architektur an der Dt. Techn. Hochschule Brünn, Assistent bei Prof. Sternischtie. Bei Kriegsende in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Abenteuerliche Flucht von Odes-sa übers Schwarzes Meer, Rumänien, Ungarn und Österreich nach München. Fortsetzung des Studiums als Werkstudent. Freischaffender Architekt und später leitender Mitarbeiter bei namhaften Firmen: Verwaltungs- und Industriebauten in Como und Mailand, Urlaubs-residenzen, U-Bahnhöfe in Nürnberg, Strumpffabrik in Berchtesgaden. Zur Beratung und Planung herangezogen von O. W. Fischer und Nobelpreisträger Hermann Hesse, Klinikum München-Großhadern. Malte auch Blumen, Portraits und Landschaften in Tusche, Aquarell und Öl. Schätzte Musik von Ottorino Respighi. Zahlreiche Studienreisen.
Weisser, Hellmut, Dipl.-Ing.; * 22. 3. 1922 Brünn. Architekt. Besuch des deutschen Realgymnasiums Brünn, 1940 Abitur. Arbeitsdienst in Graz, anschließend Wehrdienst bei der Luftwaffe als Kampfbeobachter im Kampfgeschwader Boelcke. 1945 geriet er in Gefangenschaft in Epinal (Frankreich). Dort Ausmalung der Andachtskapelle mit biblischen Wand-bildern. Nach Entlassung Studium der Architektur an der Uni Hannover, Abschluß 1950. Angestellter in Architekturbüro. Ab 1954 freischaffender Architekt in Hamburg. Planung und Ausführung von Wohnungs- und Industriebauten, Universitätsbau Hamburg, Rehabilitationsbauten und Kurheime. Gutachter an den Hamburger Gerichten, Dozent an der Gewer-beförderungsanstalt in Hamburg. Vom Bund deutscher Baumeister für un-eigennützige Mitarbeit geehrt durch Verleihung der Silbernen Ehrennadel. Verheiratet, zwei Kinder.
Weyrich, Claus, Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. Dr. h. c.; * 6. 1. 1944 Brünn. Physiker. Aufgewachsen in der Türkei und in Österreich (vgl. Wolf Weyrich). 1962 bis 1969 Studium der Physik an der Universität Inns-bruck, abgeschlossen mit der Promotion. 1969 Eintritt in die Forschungs-laboratorien der Siemens AG, dort Leiter verschiedener Fachabteilungen. Oktober 1987 Leiter „Basistechnologien“ in der Zentralabteilung „Zentrale Forschung und Entwicklung“ der Siemens AG. Oktober 1994 Leiter „Forschung und Entwicklung Technik“, seit April 1996 Leiter der Zentralabteilung „Technik“ und seit Oktober 1996 Mitglied des Vorstands der Siemens AG. Seine Leistungen haben auch akademische Auszeich-nungen erfahren: 1992 Ernennung zum Honorarprofessor an der TU München, 1999 Karl-Winnacker-Preis des Marburger Universitätsbundes und Ehrendoktor der Fakultät für Elektrotechnik der Universität Fridericiana zu Karlsruhe sowie im Jahre 2000 Ehrendoktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes-Kepler-Universität Linz (Österreich) und Ernennung zum Ausländischen Mitglied der Königlichen Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften.
Weyrich, Rudolf, Prof. Dr. phil. Dr. h. c.; * 19. 1. 1894 Witten/Ruhr, † 14. 5. 1971 Bonn. Mathematiker. Schulausbildung in Schnappach/Saarland, Murow/Oberschlesien, Breslau und Freiburg/Schlesien, 1912 bis 1914 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Breslau und Rostock, nach Unterbrechung durch den Wehrdienst 1914 bis 1919 (1914 schwer verwundet) Fortsetzung des Studiums an der Uni-versität Breslau, 1921 Promotion, 1923 Habilitation an der Universität Marburg a. d. L. (Reine und Angewandte Mathematik sowie Mathe-matische Physik). 1924 Ruf auf einen Lehrstuhl für Mathematik der Deutschen Technischen Hochschule Brünn, den er – dadurch vielen Brünner Studenten vertraut – über 20 Jahre bis April 1945 innegehabt hat. In dieser Zeit ist er trotz Bestrebungen, insbesondere der Technischen Hochschule Wien und der Universität Jena, ihn zu gewinnen, der Dt. TH Brünn treugeblieben. Mai 1945 Ausweisung aus Brünn, 1945 bis 1948 Stolberg/Rhld., 1948 bis 1950 Lehrstuhlvertretung an der TH Braunschweig, 1950 bis 1963 Lehrstuhl für Höhere Mathematik an der TU Istanbul/Türkei, danach als Emeritus der TH Braunschweig bis zu seinem Tode in Bonn. Seine Forschungsgebiete waren vor allem Funktionentheorie, Variationsrechnung und Mathematische Physik, aus denen u. a. das Buch „Die Zylinderfunktionen und ihre Anwendungen“ und für die moderne Nachrichtentechnik grundlegende Untersuchungen zu Wellen in Hohlleitern hervorgegangen sind. Die TU Istanbul hat seine Leistungen 1963 durch Verleihung eines Ehrendoktors gewürdigt.
Weyrich, Wolf, Prof. Dr.-Ing. Dr. phil. h. c.; * 23. 7. 1941 Brünn. Physiko-chemiker. Sohn von Rudolf Weyrich und der Brünnerin Maria Gabriele, geb. Freytag (Schwester von Hans Freytag). 1945 bis 1948 Stolberg (Rheinland), 1948 bis 1950 Braunschweig, 1950 bis 1957 Istanbul, 1957 bis 1959 Graz (Matura), 1959 bis 1980 Darmstadt. 1959 bis 1966 Studium der Chemie an der TH Darmstadt, 1966 bis 1971 Wissenschaftlicher Assistent, 1971 Promotion bei Alarich Weiss, 1971 bis 1976 Hochschul-dozent, 1976 bis 1979 DFG-Stipendiat, 1978 Habilitation, 1980 Heisen-berg-Stipendiat, 1980 Ruf auf den Lehrstuhl für Physikalische Chemie I der Universität Konstanz, seitdem in Konstanz. Nach Arbeiten über Infrarotspektroskopie und Rotationsisomerie sowie Kernquadrupol-resonanz in starkem Magnetfeld sind seit 1973 die Forschungsgebiete vor allem die Gamma-, Röntgen- und Compton-Spektroskopie, Streuprozesse, die elektronische Struktur von Atomen, Molekülen, Flüssigkeiten und Festkörpern, der Phasenraum der Elektronen mit Rekonstruktion von Dichtematrizen aus experimentellen Daten sowie Fragen der chemischen Bindung und intermolekularer Wechselwirkungen, insbesondere die ex-perimentelle Aufklärung der Natur der Wasserstoffbrückenbindung. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten sind 1979 mit dem Nernst-Preis der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie, 1986 mit der Ernennung zum Ordentlichen Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Uppsala/Schweden und 1991 mit der Verleihung der Würde eines Dr. phil. h. c. durch die Universität Uppsala ausgezeichnet worden.
Wodiera, Hugo Josef; Versicherungskaufmann; * 14. 11. 1899 Brünn, † 6. 6. 1983 Schwäbisch Gmünd. Verbrachte seine ganze Jugend in Brünn und blieb dadurch stets engstens mit seiner Heimatstadt verbunden. Auch seine Eltern, Hugo und Gabriele Wodiera, waren Brünner Kinder. Er selbst besuchte die II. Deutsche Staatsrealschule am Mendelplatz und anschließend die Deutsche Handelsakademie mit Erfolg. Nach seiner Einberufung als Einjährig-Freiwilliger zum Feldjäger-Bataillon Nr. 25 stand er in Südtirol und Verdun an der Front. Bis zum Jahre 1945 war Hugo Wodiera Versicherungskaufmann in Brünn. Stets setzte er sich für die Belange des Deutschtums in seiner Heimat ein. Auch im tschechi-schen Heer mußte er kurze Zeit dienen. Ab Februar 45 bis Kriegsende stand er an der Front und gelangte anschließend in russische Kriegs-gefangenschaft. Entlassen wurde er nach Saalfeld an der Saale in Thü-ringen, und dort arbeitete er, wie viele andere Brünner, nicht in seinem erlernten Beruf, sondern als Hilfsarbeiter beim Brückenbau in Saalfeld. Ab 16. März 1946 verließ er Thüringen, kam nach Schwäbisch Gmünd, wo er viele Jahre in kaufmännischen Berufen tätig sein konnte, und das auch sein Altersruhesitz wurde. Nebenher setzte er sich sehr für seine Schicksalsgenossen ein, half bei Fragen des Soforthilfegesetzes, Lasten-ausgleich, Rentenberatung usw. Die Liebe zu seiner Heimatstadt Brünn konnte er in Schwäbisch Gmünd mit seinem Namen verknüpfen, denn 1964 übernahm er neben Eduard Steiner, dem damaligen Custos der „Brünner Stube“ wie sie zu dieser Zeit noch hieß, die Aufgabe, beim Aus-bau zum Museum mitzuhelfen. Nach dem Ableben des Leiters übernahm er voll die Verantwortung für das „Brünner Heimatmuseum“. Seine fun-dierten Geschichtskenntnisse, sein ausgezeichnetes Gedächtnis die Heimatstadt Brünn betreffend, und sein Organisationstalent haben die Aufgabe, das Heimatmuseum vorbildlich weiterzuführen, begünstigt. Für sein außerordentliches Engagement und seine präzise Inventarisierung erhielt er eine Fülle von Belobigungen, sowohl von Seiten des OB von Schwäbisch Gmünd, Dr. Norbert Schoch, wie auch vom Bundes-vorsitzenden der BRUNA, Ernst Fuchs.
Z i t k a – eine weitere erfolgreiche Brünner Familie
Zitka Hans, Oberingenieur, * 29.03.1894 Mährisch Trübau, + 12.01.1956
kam nach einigen Jahren Gymnasium als Vollwaise nach Brünn, um dort die Höhere Staatsgewerbeschule zu absolvieren. Bei Beginn des I. Weltkrieges Einberufung zur österreichischen Artillerie, es folgten Einsätze in Galizien, Lemberg, Przemisl und Tarnov. Nach Kapitulation der russischen Streitkräfte Versetzung an die italienische Front, wo er nach Kriegsende in Gefangenschaft geriet. Nach Brünn zurückgekehrt, setzte er seine Studien zunächst an der Deutschen Technischen Hochschule fort, um dann bis 1945 als Prüffeldingenieur bei der 1. Brünner Maschinenfabrik tätig zu sein. Es folgten Kaunitzkolleg, Bohounice und das Abschublager Malmeritz, das er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Hans-Roland Ende 1946 in Richtung Bayern verlassen konnte. Nach Einstufung als „Mitläufer“ wurde er vom Bayerischen Staatsministerium für
Wirtschaft als Abbauleiter in Munitionsanstalten, Kraftwerken und Betrieben im Chemiedreieck zwischen Inn und Salzach eingesetzt. Dabei ging er durch Hinauszöge-rung der Arbeiten hohe Risiken ein. Zuletzt war er in gewohntem Bereich bei der Maschinenfabrik Esterer AG tätig und verstarb nach langer schwerer Krankheit im Jänner 1956 in Burghausen
Zitka, Alice Gisela, geborene Oplusstil, * 01.06.1906 in Brünn, † 27.03.1997,
entstammte einer alteingesessenen Brünner Handwerksfamilie, die auf der Kröna über mehrere Generationen als Schlosser und Kunstschmiede tätig war und sich in steter Betriebsvergrößerung zuletzt mit Eisenkonstruktionen befaßte. Durchführung sämtlicher einschlägiger Arbeiten bei der Renovierung der Festung Spielberg, des Jägerhauses u.a. Kunstschmiede-Arbeiten an bedeutenden öffentlichen Gebäuden (z.B . Hoftor der Dominikanerkirche, Brunnen und Wasserspeier im Neuen Landhaus, u.a.m.). Besuchte die Höhere Töchterschule, war Mitglied im Ruderclub Bruna und im Schubert-Bund, liebte Blumen, Tiere, die Natur und die Jagd und begann frühzeitig zu schreiben (auch für Brünner Tageszeitungen). 1926 Verehelichung mit Hans Zitka, Oberingenieur in der 1. Brünner Maschinenfabrik. Der Ehe entstammen zwei Söhne. Alice Zitka widmete sich in den letzten Kriegsmonaten intensiv der Betreuung von Verwundeten und Ostflüchtlingen. Ab Dezember 1945 nach Lagerhaft auf der Zeile, der Prozeß vor dem Volksgericht führte mangels ausreichender Beweise zu keiner Verurteilung. Ausweisung Ende September 1946 mit einem der letzten Transporte nach Bayern, wo sie mit ihrer Familie in Burghausen an der Salzach eine neue Heimat fand, sich in der Ortsgruppe der SL betätigte, viele Vorträge hielt, auch in München und Wien, und auch wieder ihre schriftstellerische Tätigkeit aufnahm, darunter seit 1949 für den Brünner Heimatboten, für den Deutschen Almanach und für die regionale Presse. Tiefes Erleben von Menschen und Ereignissen ihrer Zeit kennzeichnet die Lyrik und Prosa, die in dem Büchlein „So war das Leben“ eine ihrem Wirken gerecht werdende Zusammenfassung erfuhr (es wurde von Erich Tomschik einfühlsam illustriert). 1982 wurde Alice Zitka- Oplusstil in Brüssel ein Lyrikpreis verliehen – für ein Gedicht, das sie auf der Zeile schrieb.
Zitka, Gerhard Rudolf Alfons * 16.08.1927 Brünn,
besuchte das deutsche Realgymnasium in der Straßengasse, wechselte dann auf die Höhere Staatsgewerbeschule (Fachrichtung Maschinenbau), war bei Kriegsschluß Flakhelfer und nach dem RAD-Dienst Angehöriger der Luftwaffe. Einsatz mit der Luftwaffen-Felddivision bei Schwedt an der Oder, englische Kriegsgefangenschaft in Schleswig-Holstein, wo er die Aussiedlung der Eltern nach Bayern abwartete. Tätigkeit als Dolmetscher in der Industrie, später als Fachmann für Einkauf und Materialbeschaffung bei der Hans Glas Ges.m.b.H. in Dingolfing, der Geburtsstätte des Goggomobils. 1968 in das (spätere) BMW-Werk übernommen, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. Verheiratet, zwei Kinder.
Zitka, Hans-Roland, Dkfm. Dr. rer.com, * 14.04.1932 Brünn,
besuchte die Gregor-Mendel-Oberschule in Brünn. Das Kriegsende erlebte er als Kind auf der Flucht in Nordmähren. Von dort zu Fuß, mit Mutter und Großmutter nach Brünn zurückgetrieben, verbrachte er lange Monate bis zur Aussiedlung in mehreren Brünner Konzentrationslagern. Seine Schulausbildung setzte er nach Ausweisung am Gymnasium in Burghausen fort, wo er 1952 abiturierte. Danach Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Welthandel in Wien. Seine Dissertation „Die wirtschaftlichen Veränderungen im bayerischen Raum zwischen Inn und Salzach“ wurde in Deutschland vom Institut für Kultur- und Sozialwissenschaften in Buchform veröffentlicht.
Noch in Wien traf er seine Jugendfreundin Liselott Hacker, die mittellos mit dem Todesmarsch nach Wien gekommen war, die Eltern waren noch in Brünn Jagdfreunde gewesen. Dieses Wiedersehen führte später in Bayern zu einer glücklichen Ehe der zwei Söhne entstammen: Dr. Frank – Alexander und Mag. Christoph Zitka (siehe dort).
Schon während des Studiums entdeckte er seine Liebe zum Journalismus und widmete sich Fachgebieten wie Motor, Reise, Wirtschaft und Verkehr. Mehrjährige Tätigkeit in den Bereichen Presse und Werbung der Bayerischen Motoren Werke AG in München, Übernahme der Abteilung Verkaufsförderung, Aufbau der BMW Cluborganisation. Es folgten mehrjährige Tätigkeiten bei der Carl Gabler Werbegesellschaft und bei der Werbeagentur Heye in München. Danach Aufbau einer eigenen Beratungsfirma, der „proclama“, Gesellschaft für Marketing und Werbung in München, mit Aufgaben aus den Bereichen Kraftfahrzeuge, Tourismus, Handwerk, Hotellerie, Gastronomie und Pharmazie (u.a. ALPA- Franzbranntwein). Zusätzlich war er auch noch ständiger Mitarbeiter der Tages- und Fachpresse, auch des Brünner Heimatboten und der Sudetendeutschen Zeitung.
Kräftig unterstützt von seiner Frau wagte er 1980 den Bau des Hotels Sonngastein in Bad Gastein. Gemeinsam brachten sie dieses risikoreiche Unternehmen zu einem glücklichen und erfolgreichen Ende. Viel zu früh, bereits 2001 verurteilte ihn ein schweres Schicksal zum Witwerdasein.
Zitka, Frank-Alexander, Mag. Dr. rer.soc.oec. * 06.04.1961, München,
besuchte das Ernst-Mach-Gymnasium in München-Haar, wo er auch abiturierte. Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien (vormals Hochschule für Welthandel) unter besonderer Berücksichtigung von Fremdenverkehr und Marketing. Zusammen mit seinem Bruder Christoph führte er als Staatlich geprüfter Tennislehrer ÖTV die Tennisschule des Hotels Sonngastein, trat nach Auslandsaufenthalten in der Hotellerie Frankreichs, Italiens und der Schweiz Mitte der Neunzigerjahre mit seiner Frau Renate in das elterliche Unternehmen in Bad Gastein ein, das er heute eigenverantwortlich führt und durch laufende Marktanpassungen zu einem erfolgreichen Leitbetrieb des Gasteinertales entwickelt hat. Verheiratet, 2 Kinder (Florian und Melanie)
Zitka, Christoph-Claudius, Mag. * 14.12.1962, München,
besuchte das Ernst-Mach-Gymnasium in München-Haar und anschließend das Bundes-Oberstufen-Realgymnasium in Bad Hofgastein, wo er auch maturierte. Nach Absolvierung des Wehrdienstes beim österreichischen Bundesheer und Studium der Betriebswirtschaftlehre an der Wirtschaftuniversität Wien mit dem Abschluss Mag. rer.soc.oec., führte er, zusammen mit seinem Bruder Frank-Alexander als Staatlich geprüfter Tennislehrer ÖTV die Tennisschule des Hotels Sonngastein in Bad Gastein. Erste berufliche Praxis beim Holzmann-Verlag in Bad Wörishofen. Marketing-Konsulent der Lebensmittelindustrie im Holzbrinck-Verlag (Verlagsgruppe Handelsblatt) mit langjähriger Tätigkeit für das österreichische Branchenmagazin Regal. Mag. Christoph Zitka lebt in München-Neukeferloh und übt seine Beratungstätigkeit daselbst vom väterlichen Betrieb aus. Verheiratet, 2 Kinder (Alexandra und Christina)