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Akt der Versöhnung an der Gedenkstätte für die Opfer des Brünner Todesmarsches in Pohrlitz am 1.11.2000 15 Uhr

 

Bischof Vojtěch Cikrle, Brünn

Wir stehen an der Gedenkstätte deutscher Opfer, die ihr Leben in den ersten Nachkriegswochen verloren haben. Das war damals eine Zeit des Umbruchs, die sehr verschiedenartige Empfindungen freisetzte: Freude und Dankbarkeit für die wiedergewonnene Freiheit, Trauer über die Opfer aus der Zeit der Unfreiheit, Drang nach Vergeltung für erlittenes Unrecht, das alles verbunden mit einer spontanen nationalen Begeisterung.

Vor diesem Hintergrund geschahen dann Dinge, die uns heute erschrecken. An ein solches schlimmes Ereignis erinnert dieses Kreuz.

Wie konnte das geschehen? Was müssen wir daraus lernen?

Aber es ist wahr, daß wir alle, besonders wir Christen, heute vor die Aufgabe gestellt sind Frieden zu stiften, wo in der Vergangenheit Haß tobte. Und dies um so mehr in diesem Jahr 2000, das die Kirche als ein Gnadenjahr, als ein Heiliges Jahr feiert, in dem wir aufgefordert sind die Zeit zu heiligen und von Erinnerungen zu genesen. Die Kirche ruft uns auf, Wunden der Vergangenheit zu heilen, im Gebet den verstorbenen Opfern ihre Menschenwürde zurückzugeben und so unbelastet und genesen ins neue Jahrtausend einzutreten.

Diese Erinnerung soll uns nicht quälen sondern helfen. Sich nicht zu erinnern wäre gefährlich. Durch die Erinnerung nämlich kann der Tod sogar dieser Opfer einen bestimmten Sinn erhalten. Er ruft uns auf, alle unsere Kräfte für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen, ist uns Aufruf niemals zuzulassen, daß Menschen verfolgt und unterdrückt werden, eine Mahnung wach zu bleiben gegenüber allen Formen von Nationalismus, Intoleranz und Diskriminierung.

Wir gedenken der Opfer des Todesmarsches vor einem Kreuz, das ein Zeichen des Todes, aber auch der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus ist. Unser Gedenken als Christen geschieht im Vertrauen, daß sie in Gott Ruhe und Frieden gefunden haben und wir bitten um Vergebung in der Vereinigung mit Jesus Christus, dem Sohne Gottes, der die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen hat.

Das alles bestärkt uns in der Zuversicht, daß Heilung der Vergangenheit gelingen kann, daß es uns in Verbindung mit dem Opfer Jesu Christi gelingen mag, Hochmut und Verachtung zu tilgen, Bitterkeit und Haß los zu werden, und uns damit zu befreien von allen was uns fesselt und bindet, was uns hindert auf dem Weg in eine unbelastete Zukunft.

Wir wissen, daß die Zeit des Unrechts, das uns so grausam in den Jahren der Okkupation getroffen hat, nicht mit dem Mai 1945 endete. Und so bekennen wir, daß nicht einmal wir als Christen die Vertreibung der deutschen Mitbürger aus der Heimat, die sie liebten und in der sie über Jahrhunderte gelebt haben, als Unrechtsakt der Kollektivschuld verurteilten, sondern nur in Einzelfällen appellierten, den unmenschlichen Verlauf zu lindern, daß wir ungenügend dort halfen, wo Hilfe unumgänglich erforderlich war.

So bekennen wir unsere Schuld und bitten – auch stellvertretend für alle, die dazu noch nicht imstande sind – um Vergebung.

Sei uns barmherzig, Christus, verwandle unsere Herzen und erbarme dich unser. Christe, eleison!

Erbarme dich unser, Herr, denn wir haben vor dir gesündigt.

Erweise, Herr, uns deine Barmherzigkeit und schenke uns dein Heil.

Allmächtiger und barmherziger Gott, gewähre uns Vergebung und Frieden.

(Zum Abschluß das "Vater unser" - deutsch und tschechisch)

 

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